“Das Bauvorhaben, dessen Sinn und Zweck vorrangig der spielerisch-sportlichen Betätigung, der Entspannung und nicht zuletzt der menschlichen Begegnung dient, soll hier beschrieben werden”. Wie schon 1982 die Zeitschrift “Hochtief-Nachrichten”, geht es in den folgenden Zeilen um das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain. Hier, an der Ecke Leninallee/Dimitroffstraße (heute Landsberger Allee/Danziger Straße), sollte dem getriebenen Großstädter ein Ausgleich angeboten werden: aktive wie passive Erholung, Attraktives für Jung und Alt. 30 Millionen Besucher in den ersten zehn Jahres des Betriebs konnten nicht irren. Heute schaut man anders auf das einstige Vorzeigeobjekt, das  seit Jahren brach liegt und längst zum Spekulationsobjekt geworden ist. Lange sah es nach Abriss aus, doch jetzt könnten die Karten noch einmal neu gemischt werden.

Schwimmen, Eislaufen, Pommes

In den Jahren 1978 bis 1981 entstand das satte 170 Meter lange Ensemble durch die Firma Hochtief, ein schwedisches Architektenteam und die Aufbauleitung Sondervorhaben Berlin (Gesamtleitung von Erhardt Gißke, Plänen von Bernd Fundel, Günter Reiß, Klaus Tröger und Otto Patzelt). Es umfasste drei Bereiche: die Schwimmhalle, die Eislaufhalle (mit Gaststätten) sowie mehrere Hallen für den Sport- und Freizeitbereich (von der Sportmedizin bis zur 16-Bahnen-Bowlingbahn) – nicht zu vergessen die Freianlagen zum angrenzenden Volkspark hin. Über einer Stahlbetonkonstruktion mit Mauerwerkswänden wurden durch Stahl- bzw. Rohrfachwerk große Spannweiten bis zu 40 Metern überwunden. Die Anlage sollte bei “städtebaulicher Dominanz” die Außen- und Innenbereiche mit großen Glasflächen eng miteinander verknüpfen. Nach außen setzten die aluminiumverkleideten Fassaden mit Sprossenfenstern deutliche Akzente. Nach innen folgten Möblierung, Materialien und Farbgebung dem Leitgedanken, das Erlebnis der Jahreszeiten nachzustellen: Herbst und Winter im Eislaufbereich mit den Restaurants, der Sommer in der Schwimmhalle und das Frühjahr bei Bowling und Sport.

Auf dem Trockenen

Doch schon zehn Jahre später sah sich das wiedervereinigte Berlin als neuer Eigentürmer nicht in der Lage, dieses Angebot zu finanzieren. 2001 schlossen die Türen des SEZ, um 2004 unter den Leipziger Investor Rainer Löhnitz wiederzueröffnen. Doch: Das Wellenbad blieb trocken, die entsprechende Klausel im Kaufvertrag ist strittig. Bald tobte (und tobt) eine Debatte um den geplanten Abriss des SEZ. Der Senat legte einen Bebauungsplan-Entwurf für Sozialwohnungen vor, der Investor (der selbst an eine bunte Mischung von Studentenwohnungen bis zum Freizeitbad dachte) klagt. Zeitgleich dachte der Senat laut darüber nach, das einstige Freizeitparadies zurückzukaufen. “Aufgrund von Bürgerbefragungen und Expertenstellungnahmen wird der Bebauungsplan nachgebessert, erst zum Jahresende soll er beschlussfähig sein”, meldet Mitte Januar diesen Jahres nun die Berliner Zeitung. Über die Frage Abriss oder nicht entscheide dann der Eigentümer der Anlage. Wer auch immer das dann sein mag … (kb, 29.1.18)

Literaturauswahl

Koch-Klaucke, Norbert, Hausbesuch bei einem Ärgernis, in: Berliner Kurier 12. Januar 2018. (ähnlich in der Berliner Zeitung vom 12. Jahnuar 2018)

Schulz, Joachim/Gräbner, Werner, Berlin. Architektur von Pankow bis Köpenick, Berlin 1987, S. 103.

Sport- und Erholungszentrum Berlin-Friedrichshain. 10 Jahre im Betrieb, in: Sport. Bäder. Freizeitbauten 1992, 1, S. 13-32.

Sport- und Erholungszentrum in Berlin-Friedrichshain (Hochtief-Nachrichten 1982, 3).

Sportbauten (Berlin und seine Bauten VII, C), Berlin 1997, S. 80-81, 102-103, 136-138, 195-196.

Berlin-Friedrichshain, Sport- und Erholungszentrum (Bildquelle: Hochtief-Nachhrichten 1982, 3, S. 49)

Titelmotiv: Berlin-Friedrichshain, Sport- und Erholungszentrum (Bildquelle: Hochtief-Nachhrichten 1982, 3, S. 49)

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