Solange gebaut wird, wird auch umgebaut, angepasst, weiterverwendet. Doch seit der Industrialisierung der Bauwirtschaft und dem Einzug der Moderne ist der Neubau das Maß der Dinge. Die Kunst des Umbauens versank in der Bedeutungslosigkeit. Inzwischen haben sich die Vorzeichen geändert: Die Philosophie, dass nur was neu ist, gut sein kann, entpuppt sich immer deutlicher als ökologische Belastung – und auch als ideologische Sackgasse. Das reformerische Potenzial der Moderne sehen nicht wenige erschöpft, somit wird der Baubestand allmählich als Ressource anerkannt – vielleicht sogar als wichtigste Ressource für die Transformation unserer Städte. So erlebt die Architektur des Umbauens eine Renaissance. Gerade junge Architekten geben mit Projekten überraschende Antworten auf die ökologischen und gesellschaftlichen Fragen der Zeit.
30 (hoffentlich) wegweisende Umbauprojekte bündeln nun die Herausgeber Christoph Grafe und Tim Rieniets in ihrem Band “Umbaukultur. Für eine Architektur des Veränderns” – angelehnt an die 2017er-Veranstaltung der Baukulturwerkstatt NRW. Ergänzt werden die Beispiele durch Essays u. a. von Andreas Hild und Georg Giebeler über die historische und architekturtheoretische Bedeutung des Umbauens. Womit sie bereits weit übers Thema “Graue Energie” herausweist. (db, 18.5.20)
Dortmund, Baukunstarchiv (Bild Podehl Foto Design)