„Profanbau mit städtebaulicher Dominanz“ und Symbol für den „gelungenen Wiederaufbau und die aufstrebende Entwicklung“ Kaiserslauterns sollte das neue Rathaus laut dem damaligen Oberbürgermeister Walter Sommer sein. Der Architekt Roland Ostertag (*1931) wurde diesem Anspruch gerecht, indem er der Stadt das höchste Rathaus der Bundesrepublik baute. 1964 wurde der Grundstein gelegt. Tatsächlich boomte Kaiserslautern damals, 1970 wurde die magische 100.000-Einwohner-Marke übersprungen und das Zentrum der Westpfalz offiziell zur Großstadt erklärt. Die Metropolen-Ambitionen, die der Bau verkörpern sollte, konnten in den Folgejahren jedoch nicht aufrecht erhalten werden: Wirtschaftliche Rezession sowie der Abzug der französischen Truppen trafen die Stadt hart und verhinderten ein weiteres Wachstum.
Das 84 Meter hohe Bauwerk wurde mit seiner streng gerasterten Fassade dennoch fester Bestandteil der städtischen Identität Kaiserslauterns. Ursprünglich sollte es in leicht abgewandelter Form im knapp 60 Kilometer entfernten Mannheim stehen. Ostertag gewann 1960 den dortigen Wettbewerb für ein neues Rathaus, wegen Finanzierungsschwierigkeiten wurde der Bau jedoch abgebrochen. (jr, 16.8.14)