Es war das eines der größten Bauprojekte der jungen Bundesrepublik: Im April 1956 wurde in Hamburg der Grundstein für Neu-Altona gelegt. Hier sollte eine Idealstadt der Nachkriegsmoderne entstehen, die 40.000 Menschen Platz bieten konnte. Das historische, eng anmutende Viertel sollte einer aufgelockerten Bebauung mit breiten Straßen, Wohnhochhäusern und Grünanlagen weichen. Altona war im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden, für die Planung sollten nun auch die erhaltenen Wohnhäuser und historischen Bauten Altonas abgerissen werden. Dies sorgte nicht nur auf Grund der akuten Wohnungsnot für Proteste. Realisiert wurden letztlich nur Teile der Planung, Neu-Altona blieb Fragment. Verwirklicht wurde jedoch die Fußgängerzone in der Neuen Großen Bergstraße, die als die erste ihrer Art in der Bundesrepublik gilt.
Für Neu-Altona verantwortlich zeichnete ein Architekt, der schon in der Weimarer Republik mit seinen radikalen städtebaulichen Ansätzen von sich Reden gemacht hatte: Ernst May. Als Frankfurter Stadtbaurat hatte er das Prinzip der Trabantenstadt im großen Stil umgesetzt, in der Sowjetunion beteiligte er sich in den 1930ern an der Suche nach der sozialistischen Idealstadt. Nach dem Krieg arbeitete er in leitender Position für die Wohnbaugesellschaft “Neue Heimat”, erregte mit Projekten wie Neu-Altona erneut Aufsehen. (jr, 7.4.16)