Die Gemengelage ist verzwickt – und es sieht nicht so aus, als ob das Haus Gugel in Stuttgart erhalten werden kann. Zumindest nicht an seinem derzeitigen Standort. Dabei handelt es sich um eines der ungewöhnlichsten Zeugnisse des Neuen Bauens: Aufgrund seiner Konstruktion wurde das überwiegend aus Holz gefertigte Gebäude als Fertighaus eingestuft – und das bei Baujahr 1927! 2013 kaufte der Stuttgarter Projektentwickler Planquadrat das Haus, um es abzureißen und auf dem Grundstück eine Wohnanlage zu errichten.
Erst Nachbarn machten das Denkmalamt auf das besondere Bauwerk aufmerksam. Hier liegt der Knackpunkt: Die Behörde hat das Haus jahrzehntelang schlicht übersehen! Zwar wurde es mittlerweile unter Schutz gestellt, doch die längst erteilte Baugenehmigung und ein durch den Eigentümer vorgelegtes Gutachten, das eine wirtschaftliche Sanierung des Altbaus verneint, wiegen schwerer. Die Denkmalpflegerin Edeltrud Geiger-Schmidt hat nun einen letzten Versuch unternommen, um Haus Gugel vor der Zerstörung zu retten: Gesucht wird ein Liebhaber, für den eine Translozierung an einen neuen Ort denk- und realisierbar wäre. Wenn damit auch nicht die Kulturdenkmaleigenschaft erhalten werden könnte, wäre doch ein wertvolles Baudokument gerettet. (db, 12.5.15)