Das Erdgeschoss des Rechenzentrums Potsdam, dem vielbedrängten Moderne-Bau am Standort der Garnisonkirche, ziert eines der berühmtesten baubezogenen Kunstwerke der DDR: Das 18-teilige Glasmosaik “Der Mensch bezwingt den Kosmos” von Fritz Eisel (1929-2010). Der seit 1977 (!) denkmalgeschützte Bilderzyklus, der die sozialistische Idee von Fortschritt preist, ist aktuell Ausgangspunkt für Auseinandersetzungen rund um Fortschritt(skritik), Transformationsgesellschaft, Gegenwarten und Zukunftsperspektiven: Der Abriss der Rechnerhalle 2019 des ehemals dreiteiligen DDR-Baus und die 2021 erfolgte Umgestaltung der Plantage zum Sportplatz haben die Nordseite des Rechenzentrums sichtbar gemacht, die nun für das Projekt “Der Mensch versinkt im Kosmos” des hier ansässigen soziokreativen Zentrums RZ Potsdam zur Verfügung steht . Aktuell erweitern zwei aktuelle künstlerische Positionen das Kunstwerk um ein Wandbild und eine Installation.
Ein ehemaliges Kassenhäuschen aus den 1970ern, in der BRD gebaut und in einem Fußballstadion genutzt, steht seit Sommer 2023 vorm RZ. Die vergangenen vier Wochen war es Atelier: Hier wurde eine neue, 19. Mosaik-Tafel der in Cottbus ansässigen Bildhauer Anna Schiefer und Björn Kühn gefertigt. Zudem sind durch den Teilabriss des Gebäudes fünf weitere Wandsegmente zugänglich, die den bisherigen Eisel-Tafeln in ihren Maßen entsprechen. Der Maler, Illustrator und Konzeptkünstler Jim Avignon hat diese “Neuen Wände” mit einem Mural neu gestaltet. Heute, am 7. Juli ab 16.00 Uhr, wird nun die Fertigstellung der 19. Tafel und des Murals in einer Finissage gefeiert. Ausgesprochen praktisch ist, dass Jim Avignon als “Neoangin” auch Musik macht. So mündet die Finissage ab 19.00 Uhr in ein Konzert des “Malers der Techno-Szene” (wie er in den 1990ern verschubladet wurde). Dazu gibt es im RZ Lounge und Bar. (db, 7.7.24)
Potsdam, Jim Avignon am Rechenzentrum (Bild: Kristina Tschesch)