“Learning from Las Vegas” propagierte Robert Venturi 1972 und erhob die operettenhafte Gebrauchsarchitektur des Las Vegas Strip ins Zentrum der Baukunst. Ganz recht: Gemeinsam mit seiner Frau Denise Scott Brown zählt der US-Amerikaner zu den großen Baumeistern und Theoretikern der Postmoderne. Nach Abschluss seines Studiums 1947 arbeitete er in den Büros von Eero Saarinen und L. Kahn, ehe er nach einem Europa-Aufenthalt sein eigenes Büro gründete, das er ab 1967 mit seiner Frau führte. Von Las Vegas zu lernen war schon der zweite Schritt: Bereits 1966 erschien als Quintessenz seiner Europa-Studien der Band “Complexity and Contradiction in Architecture”: An Beispielen der abendländischen Baugeschichte argumentierte Venturi für ein bildhaftes, assoziationsreiches Bauen; eine Architektur der Widersprüche, die er insbesondere in Manierismus und Barock erkannte.
Seit 1978 ist “Kompexität und Widerspruch in der Architektur” auf deutsch erhältlich und längst ein Klassiker der Architekturtheorie. Natürlich hat Robert Venturi auch gebaut: mit Denise Scott Brown den Sainsbury-Flügel der Londoner National Gallery (1991), das Regionalparlament in Toulouse (1999) sowie etliche Gebäude in seiner Heimat USA, darunter das Haus Vanna Venturi (1959-64) für seine Mutter. 1991 wurde er mit dem Pritzker-Preis geadelt, Denise Scott Brown ging merkwürdigerweise leer aus. Am 18. September ist Robert Venturi im Alter von 93 Jahren gestorben. (db, 20.9.18)