Die Gentrifizierung ist am linken Bildrand gestartet und wird demnächst die Mitte erreichen. (Bild: Daniel Bartetzko)
Eine ehemalige Tankstelle aus den 1950ern, dahinter ein Garagenhof, der teils noch aus den 1930er Jahren stammt – das Ganze auch noch in pittoresk-romantischem Verfallsstadium: Schöner kann kein Hinterhof-Klischee erfüllt werden. Das Gebäudeensemble zwischen Kölner und Emser Straße im Frankfurter Stadtteil Gallus war nicht umsonst mehrfach Kulisse für Fernsehkrimis wie “Ein Fall für zwei” und “Tatort”. Und wie dieses angeschrummelte Idyll bis 2017 nahezu unberührt überdauern konnte, gehört zu den urbanen Rätseln der Hessenmetropole. Aber nun ist es damit auch vorbei: Die Bagger sind angerückt und schaffen Platz für ein Eigentumswohnungs-Projekt mit dem klangvollen Namen “The Link”.
So unfreiwillig klischeehaft der Garagenhof irgendwann war, so klischeehaft gerät auch die aktuelle Situation: Das Areal gehört schon seit einigen Jahren nicht mehr zum Gallus, sondern heißt jetzt “Europaviertel”. Und als wolle man den Begriff Gentrifizierung besonders anschaulich erklären, mussten Kleingewerbetreibende und Moped-Bastler ihr Idyll zugunsten eines Investoren-Projekts mit modisch-überkandideltem Namen verlassen. Das, was an Stelle der raren historischen Kfz-Anlage entsteht, wäre angesichts seiner Gewöhnlichkeit eigentlich auch keinen “Link” wert. Die entstehende Gebrauchsarchitektur macht den Verlust einer charmanten Schmuddelecke nur noch bedauerlicher … (db, 3.4.17)