Die Bauten von Heinz Bienefeld (1926–1995) bereiten selbst datierungsgeübten Fachleuten Kopfzerbrechen. Denn bei seinen Wohnhäusern und Kirchen bewegte sich der in Krefeld geborene Architekt souverän im weiten Feld zwischen dem Klassizismus eines Palladio und einer klaren zeitgenössischen Formensprache – und war damit oft stilistisch schwer festzunageln. Gelernt hatte Bienfeld von den Besten der rheinischen Moderne: Auf die Teilnahme an den Kölner Werkschulen bei Dominikus Böhm folgten die Mitarbeit bei Gottfried Böhm und Emil Steffann und eine Freundschaft mit dem Berufskollegen Gisberth Hülsmann. Ab 1963 war Bienefeld selbständig tätig, übernahm später auch Lehraufträge in Wuppertal und Trier. Die große Anerkennung kam für ihn posthum, als er z. B. 1996 den Großen Preis des Bundes Deutscher Architekten (BDA) erhielt.

So blieb es nicht aus, dass er um die Jahrtausendwende von der Forschung und von den Museen (wieder-)entdeckt wurde. Für seine präzisen Formfindungen nutzte Bienefeld das Modell. Viele seiner Ideen entwickelte er skulpturenhaft aus Plastilin. In der Ausstellung “Radikal antik” wird dieser Schaffensprozess im Deutschen Architekturmuseum aktuell sichtbar, indem ausgesuchte Bauten mit den zugehörigen Zeichnungen, Fotografien und vor allem originalen Modellen konfrontiert werden. Die Ausstellung, die gestern mit einer virtuellen Vernissage eröffnet wurde, ist noch bis zum 26. September 2021 in Frankfurt zu sehen. Begleitend ist eine Publikation erschienen, in der sich der Architekt Alfred Bremm und die Architektin Katleen Nagel in Essays speziell mit den Kirchen und Wohnhäusern von Bienefeld auseinandersetzen. Wer eher die praktische Annäherung an den Meister sucht, kann für sich und Kinder ab sechs Jahren einen Ferienworkshop buchen und aus einem Tonklumpen auf Bienefeld’sche Weise ein ganz persönliches Lieblingshaus entstehen lassen. (kb, 26.6.21)

Brühl, Haus Babanek, Heinz Bienefeld, 1995 (Bild: Constantin Meyer, Köln)

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