Eine dicke, schwarz umrandete Brille und eine Fliege, mehr braucht es nicht für die Wiedererkennbarkeit, zumindest bei Le Corbusier. Der 1887 geborene Schweizer hieß eigentlich Charles-Édouard Jeanneret-Gris und legte sich – auch als Reverenz an seine Großmutter – um 1920 seinen (Bau-)Künstlernamen zu. Als Architekt, Maler, Grafiker, Bildhauer, Designer und Theoretiker zählt er zu den Größen der klassischen Moderne. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er mit dem Konzept der Wohnmaschine unverwechselbare Spuren hinterlassen. Nicht zuletzt war Le Corbusier ein exzellenter Selbstvermarkter, der sich selbst zur Marke stilisierte. Selten ließ er eine Gelegenheit aus, sich in die Kamera zu drehen.

Heute hat sich ein differenzierteres Bild des Multitalents herausgebildet, der als bekennender Atheist zwei weltbekannte Kirchen errichtete, der durchaus Sympathien zum Faschismus erkennen ließ. Unbestritten ist die Qualität seiner über die ganze Welt verteilten Bauten, von den inzwischen 17 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen: von der Unité d’habitation in Marseille über die Kapelle in Ronchamp und das Kloster La Tourette bis zum Regierungsviertel im indischen Chandigarh. Dieses kontrastreiche Leben und Wirken porträtierte der Kulturhistoriker Nicholas Fox Weber, lange Jahre Leiter der Josef-und-Anni-Albers-Stiftung, 2008 in einer viel gelesenen Biografie, die auch die weniger werbewirksamen Facetten dieses Künstlerlebens nicht verschweigt. Die Publikation ist nun bei Dom Publishers erstmals in deutscher Übersetzung erschienen. (kb, 13.12.21)

Nicholas Fox Weber, Nicholas, Le Corbusier. Architekt, Künstler, Theoretiker, Berlin 2021, 16,5 x 23,5 cm, 816 Seiten, 170 Abbildungen, Hardcover, ISBN 978-3-86922-476-3.

Titelmotiv: Le Corbusier 1955 auf der Baustelle in Chandigarh (Bild: IISG, CC BY SA 2.0, via flickr)

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