Der Untertitel des nun im Dölling und GalitzVerlag erschienenen Buchs – “Architektur für die Mächtigen” – trifft den Kern: Der hierin porträtierte Hamburger Architekt Cäsar Pinnau (1906-88) wird heute in der Fachwelt zwiespältig bewertet. Die einen sehen in ihm den Modernisten, der avantgardistische Passagierräume für Zeppeline und elegante Hochhäuser entwarf, etwa das der “Hamburg-Süd” mit filigranen Curtain-Wall-Fassaden. Die anderen erkennen in Pinnau den virtuosen Stil-Architekten mit zeitweilig bedenklicher Nähe zum Nationalsozialismus, etwa mit der der Inneneinrichtung von Hitlers “Neuer Reichskanzlei”. Pinnau selbst sah sich als “unpolitischen Menschen”.
Studiert hatte der gebürtige Hamburger Pinnau in Berlin und München, um über Albert Speer Aufträge im “Dritten Reich” zu erhalten. Nach Kriegsende hinterließ Pinnau u. a. Spuren durch seine Entwürfe der Cap-Schiffe, darunter das heutige Museumsschiff “Cap San Diego” von 1961. Bis zuletzt plante Pinnau “große” Projekte, darunter 1979 seine Entwürfe für den späteren “Olympic Tower” in New York.(kb, 19.7.15)
Ulrich Höhns, Zwischen Avantgarde und Salon. Cäsar Pinnau 1906 – 1988. Architektur aus Hamburg für die Mächtigen der Welt (Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs 31), hg. von Hartmut Frank und Ullrich Schwarz, Dölling und Galitz-Verlag, Hamburg 2015, 272 Seiten, 450 farbige Zeichnungen und Abbildungen, Hardcover mit Fadenheftung, 23 x 28 cm, ISBN 13: 978-3-86218-052-3.