In gewohntem Duktus äußerte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zum geplanten Opernhaus in Istanbul: “So Gott will, wird es eine Ehre und ein Symbol für Istanbul und unser Land werden, wenn es im ersten Quartal 2019 fertiggestellt und eröffnet ist”. Die Türkei hat eine lebendige Opern- und Theaterszene, die zu guten Teilen auf die Kulturbegeisterung des Staatsgründers Kemal Atatürk zurückzuführen ist. Erdogan kritisierte gleich noch eine Imitation der westlichen Kultur: “Wir haben nicht gesehen, dass kulturelle Imitation eine Kapitulation gegenüber einer Welt ist, die uns als Rivalen oder gar als Feind betrachtet”. Kann man so sehen – muss man nicht. Die Aussage des Vorsitzenden der Istanbuler Architektenkammer, die Neubaupläne seien “ein Angriff auf die moderne Türkei” erscheinen nachvollziehbarer: Für den Neubau am geschichtsträchtigen Taksim-Platz soll das Atatürk-Kulturzentrum (AKM) abgerissen werden.
Der moderne Bau nach Plänen von Hayati Tabanlioglu (1927-94) war 1969 eröffnet worden und schon ein Jahr später ausgebrannt. Erst 1978 öffnete das AKM wieder, bevor es 2008 – zunächst zur Sanierung – geschlossen wurde. Nach politisch aufgeladener Kontroverse soll nun ein Neubau entstehen, der sich an der Glasfassade des alten Opernhauses orientiert. Architekt ist Murat Tabanlioglu, Sohn des Original-Baumeisters. Er hofft, dass das künftige Kulturzentrum allen Bürgern offenstehen werde. (db, 10.11.17)