Nahe des historischen Stadtkerns von Spremberg steht die historische Levy-Tuchfabrik. Der straßenseitige Hauptbau, im Kern aus dem 19. Jahrhundert und in den 1920er Jahren mit einer neuen Fassade versehen, stand unter Denkmalschutz und sollte in das Bauvorhaben „Wohnquartier Levy-Fabrik“ einbezogen werden. Die Koalick Immobilien GmbH aus Drebkau errichtet auf dem hinteren Teil des Geländes exklusive Wohnbauten. Insgesamt fünf neue Häuser sollen entstehen, im Altbau waren bislang Lofts vorgesehen. Doch nun stehen die Zeichen auf Abriss: Die Levy-Fabrik sei derart schadstoffbelastet, dass eine Sanierung nicht möglich sei, meldet die „Lausitzer Rundschau“ am 17. November. Was genau nun mit der Tuchfabrik passieren solle, sei offen. Im Fall eines (genehmigungspflichtigen) Abrisses wird die Tuchfabrik (da dann micht mehr existent) aus der Denkmalliste gelöscht werden – der bestehende Eintrag für das Kontorgebäude und den Schornstein würden davon unberührt bleiben.
Die Tuchfabrik in der Georgenstraße wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch den Berliner Unternehmer Wissinger errichtet. Als der Betrieb von Ludwig Levy übernommen wurde, erfolgte 1924/1925 eine umfassende Umgestaltung der bestehenden dreigeschossigen Tuchfabrik samt angeschlossenem Wohnhaus. Die Arbeiten wurden vom Spremberger Baumeister Richard Mittag durchgeführt. Vom Ursprungsbau blieben wohl nur die Umfassungsmauern erhalten, der Rest einschließlich der Klinkerfassade – wurde im stil der Neuen Sachlichkeit erneuert. Nachdem Ludwig Levy 1935 in die USA emigriert war, erfolgten im Auftrag des neuen Besitzers C. Otto Müller 1940 weitere Veränderungen am Wohn- und Bürohaus unter der Leitung des Architekten J. Demkopf. 1942 wurde die Fabrik in einen Rüstungsbetrieb umgewandelt, nach der Enteignung 1945 wurde die Fabrik zum VEB Spremberger Textilwerk II und bis 1960 als Volltuchfabrik betrieben. Ab 1975 bestand sie aus einer Spinnerei, einer Wolferei und einer Krempelei. Im Jahr 1992 wurde die Anlage stillgelegt. (db, 23.11.24)
Spremberg, Tuchfabrik Levy (Bild: Industriekultur Ost)