In Nürnberg wurden jüngst die Siegerenwürfe eines Wettbewerbs zur Neubebauung des Areals der Hauptpost gekürt. Der direkt am Hauptbahnhof gelegene Komplex steht seit 20 Jahren leer und war 2014 an einen Münchner Investor verkauft worden. Eins scheint nach dem Ende des Wettbewerbs klar: Ein Erhalt des gesamten Ensembles ist vom Tisch. Lediglich der denkmalgeschützte Rundbau wird integriert. Die “Stadtbild-Initiative Nürnberg” hatte den Abriss noch mittels Online-Petition verhindern wollen, jedoch zu wenige Unterstützer gefunden.
Die direkt am Nürnberger Hauptbahnhof gelegene Hauptpost besitzt schon wegen ihrer langen und bewegten Baugeschichte historischen Wert. Der “Rundbau”, der seinen Namen wegen der charakteristischen Form der Straßenfassade erhielt, wurde 1914 begonnen, wegen des Kriegs aber erst 1924 fertig gestellt. Als Erweiterung wurde 1931 der “Kopfbau” – nun vom Abriss bedroht – im Stil der Neuen Sachlichkeit geplant. Nach der Machtergreifung stoppten die Nationalsozialisten die Arbeiten. Unter Einbeziehung des bereits fertigen Stahlskeletts errichteten sie eine abgewandelte Version mit spitzem Walmdach und Rundbogenarkaden im Erdgeschoss. Im Krieg wurde die Hauptpost massiv beschädigt, beim Wiederaufbau griff man teilweise auf die ursprünglichen Pläne von 1931 zurück. Mit dem Kopfbau verliert Nürnberg ein Bauwerk, das fast ein halbes Jahrhundert Architekturgeschichte in sich vereint. (jr, 31.7.15)