Glaubt man den Anekdoten, dann hatten in Bürgel und Umgebung so manches Hauskaninchen, so mancher Malerpinsel und Frühstücksbrei schon eine ungeahnte Begegnung mit dem Bauhaus – genauer gesagt mit einstmals gering geschätzten Keramikschalen der damaligen Designavantgarde. Schon im frühen 20. Jahrhundert wurden in der traditionsreichen Töpferstadt Entwürfe von Henry van de Velde umgesetzt. Das Bauhaus kam dann im nahen Dornburg zum Zug, wo kein Geringerer als Walter Gropius 1920 die Keramikwerkstatt seiner Kunstschule begründete. Hier gab es freie Räume und man konnte an die bestehende Töpferei von Max Krehan anknüpfen. Für den neuen Standort wurde Gerhard Marcks zum Formmeister ernannt.
Mit den Jahren durchliefen die Größen der modernen Keramikkunst die Dornburger Werkstätten: Theodor Bogler, Otto Lindig, Marguerite Friedlaender, Werner Burri, Johannes Driesch und Franz Rudolf Wildenhain. Grund genug, das Anfang des Monats frisch eröffnete “Bauhaus.Werkstatt.Museum Dornburg” zu besuchen. Die museale Präsentation wird ergänzt um die Werkstatt von Ulrich Körting. Der Töpfermeister fertigt hier eigene Kreationen ebenso wie die von seinen Eltern Heiner-Hans und Lisa Körting nach dem Krieg entworfenen Tierskulpturen, Gefäß- und Dekorformen. Wer anschließend noch Luft nach oben hat, kann im nahen Keramik-Museum Bürgel noch bis zum 29. September die Ausstellung “Bauhaus und Bürgel” besuchen. (kb, 27.6.19)
Heiner-Hans Körting , Drehkopfeule (Bild: bauhaus-keramik.de/lebendige-topferei.de)