Das bauliche Erbe der UdSSR besteht nicht nur aus Stalinbarock und Plattenbautristesse. Zwar muss man etwas suchen, um sie zu finden, doch es gibt sie noch: die Architektur der sowjetischen Avantgarde, geprägt von Moisej Ginsburg, den Gebrüdern Vesnin oder Konstantin Melnikov. Wer sich auf deren Spuren begeben will, ohne gleich ein Ticket für die Transsib zu lösen, dem sei der Band “Baumeister der Revolution” empfohlen. Er porträtiert die oft vom Verfall bedrohten Bauwerke mit Aufnahmen des Fotografen Richard Pare und zeichnet die Geschichte der russischen Avantgarde in mehreren Aufsätzen nach.

Die Architekten der jungen Sowjetunion sahen sich nach 1917 mit der Herausforderung konfrontiert, Bauwerke zu entwerfen, welche die Ideen der Revolution verkörperten. Das Ergebnis waren  Kommunehäuser, Arbeiterklubs, Fabrikanlagen und Gewerkschaftsgebäude, die mit ihrem konstruktivistischen Stil weit über die Sowjetunion hinaus für Aufsehen sorgten. Nachdem sich die Staatsführung in den 1930er Jahren dem Neoklassizismus zuwandte und die Moderne als “formalistisch” brandmarkte, gerieten sie jedoch in Vergessenheit. Ihre kulturhistorische Bedeutung ist im modernen Russland noch immer umstritten, der Verfall scheint daher vielerorts kaum abwendbar. (jr. 28.8.14)

Baumeister der Revolution: Sowjetische Kunst und Architektur 1915 – 1935, her. v. David Breuer, Richard Pare u.a. [erschienen anlässlich der Ausstellung “Baumeister der Revolution: Sowjetische Kunst und Architektur 1915 – 1935”, Martin-Gropius-Bau, Berlin, 5. April – 8. Juli 2012], Mehring-Verlag, 2011, 270 Seiten, 250 Abbildungen, ISBN 978-3-88634-096-5 (gebunden)/ISBN 978-3-88634-126-9 (Paperback).

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