Auf seiner Geburtstagsfeier soll Alfried Krupp ihn 1952 per Handschlag zum Generalbevollmächtigten gemacht haben. Berthold Beitz (1913-2013) hatte im Zweiten Weltkrieg jüdische Zwangsarbeiter vor dem Tod gerettet, indem er sie für die Erdölindustrie als unverzichtbar einstufte. Nach dem Krieg stieg er zum mächtigsten Mann im Krupp-Konzern, später in der „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ auf. Bereits 1953 hatte Krupp für Beitz in Essen ein großzügiges Wohnhaus errichten lassen. Die zweigeschossige Villa entwarf der Architekt Ferdinand Streb (1907-70), der sich zeitgleich mit dem Hamburger Alsterpavillon (1953) einen Namen machte.
Nachdem Beitz 2013 fast 100-jährig verstorben war, hatte die Denkmalpflege sein Wohnhaus intensiv in Augenschein genommen – und war zum Schluss gekommen, dass es weder baukünstlerisch noch aufgrund seiner Stellung im Gesamtwerk von Streb von herausragender Bedeutung sei. Auch der historische Wert als langjähriger Wohnort von Beitz sei am Bauwerk selbst nicht ablesbar. Selbst ein Aufruf Essener Architekten für eine Unterschutzstellung konnte daran nichts ändern. Doch das Land stufte das parkähnliche Grundstück des Anwesens hoch, zum besonders geschützten “planungsrechtlichen Außenbereich”. Es folgte ein längeres juristisches Gezerre, an dessen Ende jetzt – obwohl das Placet des Landschaftsschutzes noch ausstehen soll – dann doch eine kommunale Abriss- und Neubaugenehmigung steht: Ein Investor plant 24 Wohneinheiten der gehobenen Kategorie. (kb, 28.11.19)
Essen, Beitz-Villa (Bild: Lost Places Dortmund +)