Seit 2008 sind die Siedlungen der Berliner Moderne offiziell als UNESCO-Welterbe anerkannt. Die modernen Wohnhöfe und Zeilenbauten aus den Jahren 1913 bis 1934 sind in der ganzen Stadt verteilt und inzwischen als Symbole des Neuen Bauens weltberühmt – allen voran Bruno Tauts Hufeisensiedlung. Weniger bekannt ist der Wohnungsbau der Jahre der nationalsozialistischen Diktatur 1933 bis 1945. Die jüngst publizierte Dissertation von Michael Haben schließt diese Forschungslücke.
Ein eigenständiges, konsistentes Berliner Wohnungsbaukonzept legten die neuen Machthaber nur in Form propagandistischer Phrasen vor. Wenngleich die Nationalsozialisten auch führende Architekten des Neuen Bauens wie Bruno Taut oder Martin Wagner ins Exil trieben, zeigten sich im Berliner Wohnungsbau doch erstaunliche personelle Kontinuitäten. Quantitativ konnte der Wohnungsbau Nazideutschlands den der Weimarer Republik aller Propaganda zum Trotz nicht erreichen. Die Untersuchung belegt dies einer umfangreichen Bestandsaufnahme des NS-Wohnungsbaus in der Hauptstadt, die sie auf Jahre hinaus zum Standardwerk machen wird. (jr, 17.5.18)