Es ist keine gute Woche für die Architektur der Postmoderne in Berlin: Wie die Presse meldet, steht der Abriss des Cantianstadions im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark kurz bevor. Das Stadion entstand 1950/51, pünktlich zu den III. Weltfestspielen der Jugend, nach den Entwürfen des Architekten Rudolf Ortner. Dabei ließ man die Zuschauerränge über die begrünten Trümmerschutt-Wälle organisch in den Stadtraum übergehen. Zur 750-Jahr-Feier der Stadt ergänzte man 1987 das mehrstöckige rote Tribünengebäude nach den Plänen eines Baukombinats aus der ČSSR. Trotz der jüngsten Sanierung im Jahr 2015 sollte die ostmoderne Anlage bis 2023 einem neuen, inklusionsorientierten Sportpark weichen. Es folgten Proteste, ein Aufschub, ein Werkstattverfahren, eine Neuplanung im Bestand und die Hoffnung auf eine ressourcenschonende Umbaulösung.
Auch für das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) stehen die Zeichen aktuell auf Abriss. Fertiggestellt wurde das Ensemble 1981 nach den Entwürfen eines schwedischen Architekt:innenteams durch die „Aufbauleitung Sondervorhaben Berlin“ unter Generaldirektor Erhardt Gißke. 2002 geschlossen, verkaufte die Stadt das Areal an einen Leipziger Investor. Doch diese eigentlich verpflichtende Auflage, den Badebetrieb bis 2007 wieder zu öffnen, wurde nicht eingehalten. Es folgten Rechtsstreitigkeiten, und seit 2023 verfügt die Stadt Berlin wieder über das Grundstück und will hier, nach Abriss des Bestands, vor allem Wohnungen errichten (lassen). Es regten sich Proteste, jüngst wurde der Bau von Abrissgegner:innen besetzt. Gestern meldete die Presse, dass die Anlage durch die Stadt wieder beräumt worden sei – damit dürfte der Abbruch des SEZ ein gutes Stück näher rücken. Für das Cantianstadion gab der Senat nun bekannt, dass die Abrissvorbereitungen so weit vorangeschritten seien, dass der Abriss selbst in der kommenden Wochen starten sollen. Die Kosten für den Neubau indes sind inzwischen auf fast 200 Millionen Euro angestiegen. (kb, 3.10.24)