In den 1950er und 1960er Jahren galt Beton als Inbegriff der Moderne. Sogar ein eigener, auf das Material Beton bezogener Baustil etablierte sich, der so genannte Brutalismus (benannt nach dem französischen Wort für Sichtbeton: béton brut). Brutalistische Architektur zeichnet sich nicht nur durch eine expressive Verwendung von Beton aus. Sie steht auch für sozialen Wohnungsbau, für kommunale Bildungseinrichtungen, für Kulturzentren, für Universitäten. Diese Architektur zielte explizit auf eine Veränderung der Gesellschaft ab. Sie ist gewissermaßen Form gewordene Utopie.
Heute sind viele Gebäude der damaligen Zeit vom Abriss bedroht und ihre Zielsetzung gilt als gescheitert. Angesichts dieser verfärbten Moderne arbeiten bildende Künstler für die aktuelle Ausstellung in der Wiener Kunsthalle, die passenderweise den schlichten Titele “Beton” trägt, noch einmal ihre ursprünglichen Ideen heraus: ihre Euphorie, aber auch ihr Scheitern. Nicht aus nostalgischer Sehnsucht heraus, sondern als Erinnerung daran, dass Architektur einmal mehr war als nur umbauter Raum und Beton nicht nur ein Baustoff ist, sondern ein historisch wie ideologisch aufgeladenes Material. Die Eröffnung findet am 24. Juni um 19 Uhr statt und die Ausstellung ist anschließend bis zum 16. Oktober 2016 zu sehen. Begleitend sind Themenführungen vorgesehen. (kb, 21.6.16)