Zu den wohl prominentesten Leerständen der Hauptstadt zählt der Bierpinsel. Gestern hat eine Aktivist:innen-Gruppe darauf hingewiesen, indem sie den spätmodernen Bau für einige Stunden besetzt hielt. Ein Transparent mit dem Slogan „Bierpinsel für alle“ wies auf das Anliegen hin, den Bau als öffentliche(re)n Ort zu sichern. Der 46 Meter hohe Turm wurde bereits in den späten 1960er Jahren vom Architekt:innenpaar Ursulina Schüler-Witte und Ralf Schüler entworfen, als Stadtmarke am U-Bahnhof Schlossstraße, am Kreuzungspunkt zweier Linien. Vor fast 50 Jahren, im Oktober 1976, konnte der Bierpinsel schließlich eröffnet werden. Für den markanten Bau hatte man 27 elf Meter tiefe Betonpfähle ins Erdreich getrieben und nochmals durch eine drei Meter dicke Betonplatte verstärkt. Schon während der Bauarbeiten klemmte es, als zwei Bauunternehmer als Investoren absprangen und die städtische Wohnungsbaugesellschaft BEWOGE  einspringen musste. Auch die angedachte gastronomische Nutzung ließt sich nicht verstetigen.

2002 verkaufte die BEWOGE den Turm, der seitdem leer steht und mehrfach den Besitzer wechselte. Anstelle der verblassten tomatenroten Eternitverkleidung erhielt das Turmgeschoss 2009 einen neuen poppigen Anstrich, der zwischenzeitlich schon wieder verblichen ist. Gestern besetzten Aktivist:innen den Betonturm für einige Stunden und forderten eine gemeinschaftliche Nutzung für das technoide Baukunstwerk. Im Stadtteil fehle es an günstigem Wohnraum und offenen Begegnungsräumen. Der Investor, dem der Bierpinsel seit 2021 gehört, wiederum beruft sich auf die Erschwernisse durch Denkmal- und Brandschutz, die einem gastronomischen oder anderweitigen Neuanfang im Wege stünden. (kb, 19.10.25)

Berlin, Bierpinsel (Bild: Uwca, CC BY SA 3.0, 2010)

Berlin, Bierpinsel (Bild: Uwca, CC BY SA 3.0, 2010)

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