Ach ja, der Bierpinsel … Seit 15 Jahren steht Berlins beliebtestes Hipster-Fotomotiv bereits leer, seit 2010 ist es durch eine bunte Bemalung verballhornt – die angeblich schon fünf mal hätte beseitigt werden sollen. Begonnen hatte das Trauerspiel um das High-Tech-Monument 2006, als der letzte Eigentümer den just leergekündigten Bau an die Unternehmerin Tita Laternser verkauft hatte. Diese wusste offenbar nicht wirklich etwas damit anzufangen. Nach einigen Events folgten ein Wasserschaden samt ewigem Versicherungsgezackere, 2010 die unselige Graffiti-Aktion und seither nur noch Ankündigungen, dass sich bald etwas tue. Doch außer, dass auch noch die letzten Reste der Einrichtung herausgerissen wurden, passierte nichts. Und als der 1976 fertiggestellte Bierpinsel 2017 unter Denkmalschutz gestellt wurde, fand er sich plötzlich für 3,2 Millionen Euro zum Verkauf bei Sotheby’s. Somit war zumindest klar, dass das Gebäude wieder auf dem Markt ist. Und nun hat sich tatsächlich ein neuer Eigentümer gefunden, es ist das Immobilienunternehmen Immoma, das plant, künftig hauptsächlich Büros im Turm unterzubringen. Ein reiner Gastronomiebetrieb ist nicht mehr möglich, da mittlerweile sämtliche Genehmigungen abgelaufen sind. Doch eine Etage soll laut Immoma möglichst “in irgeneiner Form gastronomisch genutzt” werden: Der Bezirk hatte darauf bestanden, dass ein Teil des Gebäudes für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.

Bis zum Baubeginn in zwei Jahren sind offenbar Zwischennutzungen erwünscht: Am 18./19. September veranstalte die Kulturinitiative Disappearing Berlin und das Reference Festival eine Performance in den entkernten Räumen. Errichtet wurde der Bierpinsel 1972-76 nach Plänen des Architektenpaars Ursulina Schüler-Witte und Rolf Schüler auf dem direkt an der Stadtautobahn A 104 als Teil des U-Bahnhofs Schlossstraße. Ursprünglich war ein privater Investor involviert, nach dessen Pleite überhahm schließlich die damalige städtische Wohnbaugesellschaft BEWOGE und verpachtete ihn. Nachdem die Zukunft des ebenfalls von Schüler-Witte/Schüler geplanten Berliner ICC noch immer offen ist, scheint nun zumindest ihr Erstlingswerk bald wieder eine angemessene Nutzung zu finden. Wer mehr über das Gebäude, über das schon alles gesagt wurdem erfahren möchte, kann sich gerne das mR-Interview ansehen, das wir 2015 mit Ursulina Schüler-Witte führten. (db, 22.9.21)

Berlin, Bierpinsel (Bild: Leonhard Lenz, CC0)

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