Am Samstag, 18. Januar 2025 beginnt in Chemnitz offiziell das Kulturhauptstadtjahr. Trotz Winterkälte wird es buntes Eröffnungsprogramm im öffentlichen Raum geben und am Abend kann an verschiedenen Orten gefeiert werden. Dabei ist der Samstag nur der Auftakt für ein ganzes Jahr Kunst und Kultur: Unter dem Motto C the Unseen werden im Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz und Umgebung hunderte größerer und kleinerer Veranstaltungen stattfinden. Ein subjektives Highlight ist der Kunst- und Skulpturenweg Purple Path, der durch Chemnitz und die Kulturhauptstadtregion führt und zu einer mehrtägigen Wanderung einlädt. Literatur insbesondere aus Osteuropa, Musik, Theater- und Tanztage sowie zahlreiche aktiv-kommunikative Veranstaltungen im Sinne des Programmfelds „Gelebte Nachbarschaft“ und natürlich die bereits bewährten Festivals Kosmos (13. bis 15. Juni 2025) und Begehungen (18. Juli 2025 bis 17. August 2025) sind Teile des derzeit schon 440 Seiten umfassenden Veranstaltungskalenders, der online als PDF abgerufen werden kann und in den nächsten Wochen noch weiter zunehmen wird. Um Orientierung in dem umfangreichen Programm zu bekommen, konzentrieren wir uns als moderneREGIONAL auf die Themenfelder Architektur und Design der Moderne und geben einen Überblick auf die tehamtischen Highlights des Kulturhauptstadtprogramms.

Bereits jetzt schon zu sehen ist die Ausstellung Ersatzteillager im Museum für sächsische Fahrzeuge. Der Fotograf Martin Maleschka nutzt den dortigen Fahrzeugaufzug der historischen Hochgarage als Ausstellungsort für eine Rauminstallation mit Objekten, die ihm die Chemnitzer Garagencommunity aus ihren Garagen geliehenen hat. Auf diese Weise wird die Garage als Archiv, insbesondere der dinglichen Alltagskultur in der DDR, sichtbar gemacht.

Chemnitz, Kulturzentrum Wirkbau (Bild: Ernesto Uhlmann, 2025)

Chemnitz, Kulturzentrum Wirkbau (Bild: Ernesto Uhlmann, 2025)

Das erste Architekturausstellung startet im März. Am 22. März wird in den Chemnitzer Kunstsammlungen am Theaterplatz die Ausstellung Beyond geometry. Frei Otto × Kengo Kuma eröffnet. Auf den ersten Blick überrascht diese Ausstellung im Rahmen der Kulturhauptstadt, aber Frei Otto wurde 1952 in Chemnitz geboren und ist damit einer der berühmtesten Söhne der Stadt († 2015). Frei Otto inspirierte mit seiner innovativen Architektur viele Zeitgenoss:innen, darunter auch den japanischen Architekten Kengo Kuma (* 1954). Die Ausstellung zur Beziehung zwischen den beiden Architekten ist vom 22. März bis 29. Juni zu sehen.

Modernes Gewebe ganz anderer Art zeigt die Ausstellung Verstrickungen im Kunstbahnhof Flöha, der eigens mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2025 saniert wurde. Zu sehen sind moderne und zeitgenössische Textilkunst aus der Sammlung des Instituts für Auslandsbeziehungen ifA, womit die Kurator:innen an die lange regionale Tradition des Textilhandwerks und der Textilindustrie anschließen. In der Stadt Flöha arbeiteten noch bis 1994 mehrere tausend Menschen in der Textilindustrie. Zu sehen ist Verstrickungen vom 11. April 2025 bis zum 03. August 2025.

Verschiedene Projekte befassen sich dann auch explizit mit dem Erbe des Städtebaus und der Architektur der DDR. Im August / September beispielsweise kann man sich diesbezüglich und darüber hinaus am Kiosk des Unwissens treffen. Er steht in der Großwohnsiedlung Fritz Heckert, die als eines der größten Neubaugebiete der DDR errichtet wurde, mit viel Grün und Freiraum. Aufgrund des Wegzugs vieler Einwohner:innen sind die Freiräume noch größer geworden – das ist Ausgangspunkt für den Pop-up-Kiosk, einem Ort abwesender Antworten, an dem geschaut, probiert, informiert, konsumiert, konfrontiert und gefragt werden darf.

Chemnitz, Wahrzeichen Esse (Bild: Ernesto Uhlmann, 2025)

Chemnitz, Wahrzeichen Esse (Bild: Ernesto Uhlmann, 2025)

Das Wohngebiet Fritz-Heckert ist auch für das Institut für Ostmoderne (IfO) der gedankliche Inspirationsort, wenn es mit dem Projekt FRITZ51 – zum 51. Geburtstag des Fritz Heckert-Gebietes – den Werkstoff Beton in den Mittelpunkt stellt. Mit einer Ausstellung vom 26. September bis 18. Oktober im Wirkbau, begleitet von einem digitalen künstlerisch-wissenschaftlichen Offspace, einem Musikfestival, bei dem Beton oder Plattenbauten Themen der Songs sein werden, bringt das IfO verschiedene Perspektiven auf die Ostmoderne ins Spiel. Aus dem Institut für Ostmoderne stammt auch der wahrhaftige architektonische Leckerbissen der Kulturhauptstadt: die Chemnitzer Platte, ein Keks in Form der WBS 70…

Bei der partizipativ architektonischen Intervention Platzgeschichten – Platzvisionen – Platzgestaltung teilen Menschen mit tiefer Ortskenntnis ihre Wahrnehmungen der öffentlichen Plätze, die in Chemnitz ja zum größten Teil aus dem 20. Jahrhundert stammen, und entwickeln zusammen mit Planer:innen und Architekt:innen kreative Visionen für die Zukunft der Plätze und urbanen Räume der Stadt. Die Workshops finden vom 23. bis 27. August 2025 vor dem Museum Gunzenhauser, rund um das Karl-Marx-Monument und am verschwundenen Antonplatz statt.

Das Kulturhauptstadt-Flagship-Projekt 3000 Garagen widmet sich mit einigen Jahren Vorlauf auf vielerlei Art dem Phänomen der Garagenkultur, das insbesondere in Osteuropa beheimatet ist. Die vielen (temporären) Teilprojekte des Projekts, die in jahrelanger Arbeit vor Ort geknüpften Beziehungen zu verschiedenen Garagenhöfen, die insbesondere in der DDR entstanden sind, und zur Garagencommunity fließen unter anderem zusammen in einer Ausstellung, die ab dem 9. Mai 2025 auf dem Garagen-Campus zu sehen sein wird. Von dort lässt es sich dann auch wunderbar zum eigenen Entdecken loslaufen. Denn in Chemnitz gibt es ja auch außerhalb des Kulturhauptstadtprogramms architektonisch viel zu sehen und kulturell zu erleben. Und im besten Fall landet man dann beim Spaziergang auf dem Purple Path und macht den Ausflug zur Wandertour. (pk, 17.1.25)

Chemnitz Kulturhauptstadt C The Unseen Bild: Peter Rossner

Chemnitz, Blick auf die Hartmannfabrik mit C The Unseen-Schriftzug der Kulturhauptstadt Europas 2025 (Bild: Peter Rossner, 2025)

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