An der britischen Küste baute man brutalistisch, bevor es den Brutalismus (offiziell) überhaupt gab. Denn bei den betonsichtigen Gebilden ging es nicht um Baukunst, sondern um die Verteidigung. Zu den augenfälligsten dieser Gebilde, die im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs entstanden, gehören die sog. Sound Mirrors: ausgehöhlte Halbkugeln, die wie Hohlspiegel – und ganz ohne Elektronik – den Schall herannahender feindlicher Flugzeuge bündeln und vor ihnen warnen sollten. Diese ausgeklügelten Konstruktionen wurden rasch durch die Technik des Radars abgelöst. Aber einige von ihnen stehen bis heute fast skulptural an der Küste und ziehen die Blicke auf sich.
Mit der Ausstellung „Concrete at War“ zeigt der Fotograf Mark Wrigley eben solche Schallspiegel neben Bunkern und Geschützstellungen n Bildern, Filmen und Modellen. Im 3D-Druck wurde zudem der markante Sound Mirror von Dungeness nachgebildet. Hier treffen sich nicht umsonst die künstlerische und die naturwissenschaftliche Perspektive, denn Wrigley verfügt neben der fotografischen auch über physikalische Expertise. So kombinierte er in seinem Ausstellungsprojekt, das größtenteils in Corona-Zeiten entstanden ist, unterschiedliche visuelle Medien bis hin zum Handyfoto, um sich diesen vor-brutalistischen Baukunstwerken zu nähern. Die Ausstellung ist in Manchester (at the modernistm 58 Port Street, Manchester M1 2EQ) noch bis zum 25. Oktober 2025 zu sehen. (kb, 14.10.25)

Greatstone, Sound Mirror (Bild: Thomas Cogley, via google-Maps, 2016)
