Das bleibt: Chemnitz Ostmodern

Zum Ende des Kulturhauptstadtjahres 2025 hat das Institut für Ostmoderne ein transdisziplinäres Forschungs- und Ausstellungsprojekt im Internet gelauncht: Die Digitale Plattform Chemnitz Ostmodern. Methodisch treffen hier Kunst und Wissenschaft zusammen, um die Besucher:innen mit dem vermeintlich Bekannten, der Ostmoderne in Chemnitz, noch einmal neu bekannt zu machen. Auf der Plattform sind Positionen zeitgenössischer bildender Künstler:innen und Wissenschaftler:innen zu erleben, die sich mit Architektur, Kunst und Alltagskultur der Ostmoderne auseinandersetzen. Die facettenreichen multimedialen Arbeiten fordern zum Einlassen und Zuhören auf, im virtuellen wie im realen Raum.

Skulpturen aus der Zeit der DDR führen beispielsweise im Audiowalk Bronze und Beton durch die Chemnitzer Innenstadt. Die typischen Fernwärmerohre laden zu einer Wanderung auf dem wahrscheinlich weltweit ersten Fernwärmeweg ein, der von Audios zu den Themen Fernwärme und ostmoderne Landschaft begleitet wird. Ungewohnte Perspektiven auf das Fritz-Heckert-Gebiet, das größte Neubaugebiet im damaligen Karl-Marx-Stadt, locken die Besucher:innen zu (p)ostmodernen Kirchen oder gleich ins Umland. Transparent changierende Schwarzfelder – Schichtungen des Kugelschreibers – machen aus historischen Ansichtskarten schemenhafte Rückblicke, überlagern die einst intendierte Ordnung des Raums. Den Kurator:innen der digitalen Plattform geht es um das Entdecken der Geschichten hinter der Geschichte, um unerzählte Narrative und um neue Perspektiven auf ostmoderne Architektur, baugebundene Kunst und den uns bis heute umgebenden, ostmodern geprägten Raum. Und mit am schönsten: die digitale Plattform Chemnitz Ostmodern bleibt, auch wenn der Kulturhauptstadttitel wieder geht. (pk, 30.10.25)

Digitale Plattform Chemnitz Ostmodern, Aus der Serie #K-M-S [01-31] von H. Frank Taffelt, Kugelschreiber auf Ansichtskarte, 2025 (Bild: H. Frank Taffelt; Chemnitz Ostmodern)