In den Staaten des Realsozialismus waren Städtebau und Architektur hochgradig ideologisch aufgeladen. Ein entscheidender Aspekt bei der Konzeption von Städten war ihr dezidiert “sozialistischer” Charakter. Worin dieser konkret bestand, war oft noch herauszuarbeiten. Dies galt auch für die DDR, jedoch nicht nur für die Großstädte des Landes. Der Vortrag “Die Umgestaltung der Stadt Oberhof zum ‘sozialistischen St. Moritz'” der Architekturhistorikerin Dr.-Ing. Daniela Spiegel nähert sich der Baugeschichte einer beschaulichen Stadt in Thüringen.
Die kleine Gemeinde sollte sich nach dem Willen der SED-Führung zum wichtigsten Erholungs- und Wintersportzentrum der DDR entwickeln. Bald prägten entsprechende Anlagen den Ort, die Partei richtete ein exklusives Gästehaus ein. Auch die Hotelbauten griffen die verordnete Identität Oberhofs auf, etwa das schanzenförmige Hotel Panorama. Gestern wurde “das sozialistische St. Moritz” vor Ort mit einem Vortrag im Haus des Gastes gewürdigt. Dem Thema widmet sich auch der demnächst erscheinende Sammelband “Utopie und Realität. Planungen zur sozialistischen Umgestaltung der Thüringer Städte Weimar, Erfurt, Suhl und Oberhof” der von der Referentin selbst sowie Jens Nehring, Simon Scheithauer, Mark Escherich und Hans-Rudolf Meier herausgegeben wird. (jr, 3.3.18)