Kaffee und Kuchen mit Kandinsky – so oder so ähnlich fühlt es sich an, wenn man sich Teller-, Tassen- und Kuchenplatten-Spritzdekore aus den 1920er und 1930er Jahren anschaut. Ganz im Sinne des Werkbund und Bauhausideals rationalisiert mit Spritz- und Schablonentechnik aufgetragen, brachten sie die Avantgarde auf die Kaffeetafel. Selbst während der Wirtschaftskrise brach die Nachfrage nach den bunten Keramiken nicht ein. Ab Mitte der 1930er Jahre wird die Produktion sukzessive eingestellt. Galten sie den neuen Machthabern als Ausdruck der verfemten „entarteten“ Kunst?
Die Ausstellung „Dekor als Übergriff“ geht dieser Frage nach und unternimmt den Versuch die Objekte im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Kunsthandwerk einzuordnen. Eröffnet wird die Schau am 10. Oktober 2019 um 19 Uhr im Werkbundarchiv – Museum der Dinge (Oranienstraße 25, 10999 Berlin). Bis zum 10. Februar 2020 werden dort hunderte Beispiele für diesen Bereich der Designgeschichte zu sehen sein. (16.9.19, jm)
Kakaokannen, Form 528 und 538, um 1930, Porzellanfabrik C.A. Lehmann & Sohn, Kahlam Sammlung Ulrich Thomas, Berlin (Foto: Armin Herrmann, 2019)