Es soll Frauen geben, die haben Sitzschuhe: hochhackige, maximal unbequeme Fußbekleidungen, die sich während einer Festivität ästhetisch hervorragend machen, aber nur auf dem Stuhl oder Sofa auszuhalten sind. Das Gegenstück in der Designwelt wäre der Ulmer Hocker. So formschön und platzsparend er sein mag, so vielseitig verwendbar als Beistelltisch oder Bücherregal, so wenig taugt er für lange Sitzanlässe. Aber darum geht es ja auch nicht. Wer einen solchen Designklassiker des 20. Jahrhunderts sein Eigen nennt, sendet damit die klare Botschaft, dass hier ein Kenner wohnt. Denn “kaum ein Gegenstand ist unscheinbarer als dieser und doch hat keiner mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen” – dies sagen die Macher:innen der Ausstellung „Der Ulmer Hocker: Idee – Ikone – Idol“. Damit widmet sich das HfG-Archiv erstmals einem der bekanntesten Entwürfe der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG).

Als Urheber des Ulmer Hockers werden Max Bill, Hans Gugelot und Paul Hildinger porträtiert. Daneben werden vorgestellt die technischen Aspekte, die Herstellung und die damalige wirtschaftliche Situation der HfG – zur typischen Funktionalität mag die “permanente Unterfinanzierung” der Hochschule wesentlich beigetragen haben. Ergänzend zu dieser historischen Präsentation – denn das stilvolle Sitzmöbel wurde über die Jahrzehnte hinweg in Ulm und darüber hinaus tatsächlich genutzt – wurden Interessierte über einen (inzwischen abgeschlossenen) “Open Call” über die Plattform nextmuseum.io dazu ermuntert, den Ulmer Hocker fotografisch zu inszenieren. Diese Ergebnisse sind nun ebenfalls Teil der Ausstellung, die durch ein teils virtuelles Begleitprogramm und einen Katalog ergänzt wird. Die Schau ist in Ulm bis zum 27. Februar 2022 zu sehen. (kb, 18.10.21)

Ulm, Hochschule für Gestaltung, Blick in die Gipswerkstatt, 1960er Jahre (Bild: HfG-Archiv Ulm)

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