1967 haben Studierende der Universität Hamburg das Kolonialdenkmal für Hermann von Wissmann (1909 erstmalig aufgestellt in Dar es salaam, Tansania) besprüht und gestürzt. Die Universitätsleitung hat die Statue postwendend wieder aufgestellt. Ein Jahr später gelang der Denkmalsturz. Und das Denkmal für den Kolonialoffizier Hans Dominik (1870-1910), das mit dem Wissmann-Denkmal zu einem Ensemble gruppiert war, fiel gleich mit. Damit endete die öffentlich-sichtbare Ehrung des Kolonialismus an der Universität Hamburg, die die beiden Denkmale 1922 und 1935 am Eingang der Universität platziert hatte, um dort einen zentralen Gedenkort für die im Ersten Weltkrieg verlorenen Kolonien zu schaffen. 2017 stellte das gestürzte Wissmann-Denkmal, besprayed und auf dem Boden liegend, den Abschluss der Ausstellung „Deutscher Kolonialismus. Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart“ im DHM Berlin dar – die sichtbaren Spuren ihres Sturzes bilden den eigentlichen Denkmalwert der Statue. Zum 50. Jubiläum des Denkmalsturzes hat die Uni Hamburg die Geschichte übrigens aufgearbeitet, unter anderem mit Zeitzeugeninterviews, die online als Videos zu sehen sind.
Wissmann und Dominik sind nur zwei der wahrscheinlich prominentesten, da sehr frühen, Beispiele für Denkmalstreits an deutschen Universitäten. Ähnliche Debatten gab und gibt es auch an der Uni Jena um das Burschenschaftsdenkmal, das nun dauerhaft verhüllt ist, oder in Leipzig um das Relief „Aufbruch“ (1970-1973, Klaus Schwabe, Frank Ruddigkeit und Rolf Kuhrt), das über dem Haupteingang des Universitätsgebäude am zentralen Augustusplatz angebracht war und 2006 transloziert wurde. Unter dem Titel „Der Blick zurück in die Zukunft“ nimmt sich die AG Kunst am Bau an Hochschulen der Gesellschaft für Universitätssammlungen diesem Thema nun an. Bei ihrem dritten Werkstattgespräch an der TU Dresden vom 22. bis 24. Mai 2025 wird es um den heterogenen Bestand an Kunstwerken gehen, die Universitäten in ihrem Innen- und Außenraum haben und die Teil der (Repräsentations-)geschichte der Institutionen sind. Im Mittelpunkt stehen dabei grundsätzliche Überlegungen zum Umgang mit dem schwierigen, dem umstrittenen Erbe an Hochschulen. Neben Fragen nach Erhaltung, Deponierung oder Versetzung sollen vor allem die Prozess der Aushandlung in den Blick genommen werden. Call for Papers: Die Veranstalter:innen bitten um Einsendung von Beitragsvorschlägen bis zum 1. März 2025. (pk, 22.1.25)

Leipzig, Augustusplatz, Universität, Bronzerelief „Aufbruch“, Klaus Schwabe, Frank Ruddigkeit und Rolf Kuhrt, 1970-73 (Bild: Sludge G, CC BY-SA 2.0, 1993)

Leipzig, Universität, Campus Jahnallee, Mensa, Bronzerelief „Aufbruch“ am neuem Standort (Bild: Geisler Martin, CC BY-SA 3.0, 2014)