In Chicago verstarb am 3.Juni der amerikanische Architekt Stanley Tigerman im Alter von 88 Jahren. Nach einer klassisch modernen Ausbildung, die ihn in das miesianische Mekka am Michigan See führte, ließ er die Crown Hall im Meer versinken – auf einer Collage mit dem Titel “Die Titanic”. Danach war Raum geschaffen für ein postmodernes Feuerwerk der Formen und Zitate. Ikonen wie das lächelnde Haus der Anti Cruelty Society entstanden. Dort offenbart sich Tigermans scharfer Sinn für das Ironische. Als Architekturtheoretiker verstand Tigerman die Baukunst als Allegorie.

Über Jahrzehnte wirkte er in Chicago als Lehrer an der University of Illinois. Zuletzt galt er als Nestor der dortigen Architekturszene. In den 1990er Jahren gründete Tigerman die Non-Profit Organisation Archeworks – einen interdisziplinären Designinkubator für Projekte mit sozialem Anspruch. Bis zuletzt galt er als kritische Stimme im Baugeschehen. Dass er in einem von Mies entworfenem Gebäude lebte und dies als “tägliche, stündliche Herausforderung” bezeichnete, verrät augenzwinkernd einiges über die Gedankenwelt Tigermans. (jm, 5.6.19)

Stanley Tigerman (Bild: Lee Bey, CC BY 2.0, 2007)

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