Schon im selbstgewählten Slogan „Goethe- und Optikstadt” Wetzlar steckt unbewusst eine Dissonanz, welche die Stadt seit ehedem prägt. Wetzlar hat eine romantische Fachwerkaltstadt. Und ja, Goethe weilte hier eine kurze Zeit und schrieb seinen Werther. Wetzlar bedeutet aber auch Industrie, Arbeiterschaft und Produkte, die selbst in China jedes Kind beim Namen kennt. Seit Jahrhunderten sind beide Welten fein säuberlich durch die Lahn getrennt. Deswegen muss das Stadthaus am Dom in der Altstadt ab 2020 fallen. In den 1970er Jahren errichtet, wurde der Bau von vielen Bürgern heftig polemisiert: Klobig und unpassend verschandle das Stadthaus den Domplatz.

Schaut man jedoch genauer hin, wollte man damals an die dichte Struktur einer Altstadt anschließen – nur eben mit Beton und Bronzeglas. Hochgepriesen werden die Nachfolgeplanungen des „Domhöfe“, die Fassadenelemente der Umgebung aufnehmen sollen. Das tat das Stadthaus auch schon, nur eben nicht so sentimental. Ein neues Multiplexkino hinter historisierender Fassade soll die Altstadt wiederbeleben. Dabei stand das Stadthaus niemals leer. Apropos einheitliches Stadtbild am Dom: Haben sie sich das Bauwerk einmal genauer angesehen? (jm, 12.10.19)

Wetzlar, Stadthaus (Bild: via mapio.net)

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