Das “Packard Plant” in Detroit ist die bekannteste Industrieruine der USA. 1958 liefen im einstigen Automobilwerk die letzten Luxuswagen vom Band, seither verfällt die Anlage. Gebaut wurde sie ab 1903 nach Plänen von Albert Kahn, der auch für das Detroiter General Motors Building (1923) verantwortlich zeichnet. Anfang der 1930er errichtete sein Büro zudem in der Sowjetunion (!) über 500 Fabriken. Die Packard-Ruine in der “Motor City” zählt zu den ersten US-Stahlbeton-Industriebauten und wandelte sich in den vergangenen Jahrzehnten vom Automobiltempel zur Lost-Place-Pilgerstätte. Seit einiger Zeit gibt es Pläne, die teils zusammengestürzten und vom Vandalismus gezeichneten Hallen wiederzubeleben. 2013 wechselte der größte Teil des Werks in Privatbesitz, erste Sanierungs- und Sicherungsarbeiten wurden seitdem durchgeführt.
Vor zwei Tagen ist nun der markanteste Bauteil des Packard Plant kollabiert: Die Fußgängerbrücke, die seit 1939 die Werkshallen über eine öffentliche Straße verband, ist eingestürzt. Sie war wie ein Teil der Gebäude noch immer im Besitz der Stadt Detroit, und offenbar hat in den vergangenen Jahren niemand mehr den baulichen Zustand überprüft. Die Brücke, die ab den 2000er Jahren im Zeitraffertempo verfiel, war seit einiger Zeit verhüllt mit einer Abbildung der einstigen Fassade. Ob das legendäre Entrée wieder aufgebaut wird, ist unklar. Derzeit trauern Oldtimer- wie Architekturliebhaber … (db, 25.1.19)
Detroit, Packard Plant, ca. 2015 (Bild: Youtube-Still)