Der Wohnungsbau in der UdSSR zwischen 1955 und 1991 ist ein widersprüchliches Thema und wurde in der aktuellen Bauforschung bislang kaum beachtet. Dem hat Philipp Meuser nun mit seiner Publikation “Die Ästhetik der Platte” abgeholfen. Anliegen und Anspruch dieser derzeit umfassendsten Forschungsarbeit zum Wohnungsbau in der Sowjetunion ist es, dieses größte Bauprogramm der modernen Architekturgeschichte in den Chroniken des 20. Jahrhunderts angemessen zu würdigen.
Neben der Einordnung des Massenwohnungsbaus in den bauhistorischen Kontext der Sowjetmoderne werden zehn gebäudekundliche Parameter zur Identifikation serieller Wohnbautypen definiert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden auf drei ausgewählte Städte der ehemaligen Sowjetunion angewendet: Moskau, Leningrad und Taschkent. Insgesamt zeichnet die reich illustrierte Neuerscheinung bei Dom Publishers ein neues Bild vom industriellen Wohnungsbau in der UdSSR, der nicht nur den Alltag von mehr als 170 Millionen Sowjetbürgern prägte, sondern auch das Erscheinungsbild vieler Städte zwischen Kaliningrad und Wladiwostok bis heute dominiert. (kb, 13.3.16)
Tipp der Redaktion: Mit Philipp Meusers Buch können Sie sich schon wunderbar einstimmen auf das neue mR-Themenheft, das im April online gehen und sich – u. a. mit einem fachkundigen Beitrag von Meuser – der Sowjetmoderne widmen wird.