Für die Ostmoderne steht der Architekt Hermann Henselmann (1905-1995) beispielhaft für die Wechsel von einer klaren Formensprache zum Zuckerbäckerstil nach sowjetischem Vorbild hin zum standardisierten Bauen. Immerhin stammen von ihm solche prägenden Bauten wie das Haus des Lehrers am Berliner Alexanderplatz oder das Uni-Hochhaus in Jena. Besonders sichtbar werden die inneren und äußeren Kämpfe Henselmanns aber an seinem ersten Werk, der Villa Kenwin am Genfer See. Hier konnte er im Alter von 25 Jahren (wohl zum letzten Mal überhaupt) seine Auffassungen von Moderne in Reinform umsetzen. Zum Ende seiner Karriere wurde er noch einmal mit dem Objekt betraut, dieses Mal mit dessen Restaurierung. An diesem Punkt packt die Autorin Florentine Anders für ihren frisch erschienenen Roman an, der sich um Hermann Henselmann, seine Frau Isi, seine Tocher Isa und die verwandte Familie von Robert Havemann dreht.

Damit kommen im Roman „Die Allee“ nicht allein die bekannten architektonischen Werke und deren Entstehung zu Wort, vielmehr handelt es sich um eine Familiengeschichte. Um das Ringen von Isi Henselmann, selbst Architektin, deren Karriere bald hinter der Erziehung der acht Kinder zurückstehen muss. Und die Tochter Isa, die sich aus einem schwierigen Verhältnis zum Vater freikämpft. Oder der verwandte Chemiker Robert Havemann, der sich gegen die SED-Regierung auflehnt. Kurz, Florentine Anders spannt einen Bogen über das Bauen der Zwischenkriegs- bis zur Nachkriegszeit, über die Lebenswege der Mitglieder zweier Familien und zweier Generationen. Das Buch erscheint am 13. Februar 2025. (kb, 13.2.25)     

Anders, Florentine, Die Allee, Verlag Galiani, 2025 Berlin, 352 Seiten, ISBN: 978-3-86971-320-5.

Villa Kenwin am Genfer See (Bild: P. Lechien, CC0 1.0, 2011)

Villa Kenwin am Genfer See (Bild: P. Lechien, CC0 1.0, 2011)

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