Seit dem Einsturz der Dresdener Carolabrücke werden überall in Deutschland Brücken gesperrt, meist auch abgerissen. Eine sehr besondere deutsche Brücke wurde hingegen gerade im Ausland wiedererrichtet: Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) zeigt auf der Architekturbiennale in Venedig mit Unterstützung der Wüstenrot Stiftung ab dem 10. Mai 2025 die große Hängebrücke aus dem ehemaligen Protestcamp im Hambacher Wald. Zu sehen ist das Holz-Werk mit drei jeweils 7 Meter langen Armen bis 23. November im Ausstellungsbereich Arsenale. Sie ist Teil der vom Architekturbiennale-Kurator Carlo Ratti verantworteten Hauptausstellung mit dem Titel „Intelligens. Natural. Artificial. Collective.“ Die aus Seilen und Holz bestehende und nur durch Knoten verbundene Brücke war ursprünglich in einer Höhe von etwa elf Metern montiert. Mit ihrer ungewöhnlichen, um die Ecke gebauten Y-Form konnten drei Baumhäuser auf dem kürzesten Weg zusammengeschlossen werden.
Die Protestbewegung im Hambacher Forst entstand ab 2012. Innerhalb weniger Jahre entstand hier, im vom Tagebau bedrohten Wald, ein Baumhausdorf. Die Y-Brücke wurde 2019 gebaut und 2023 von Aktivist:innen demontiert und dem Deutschen Architekturmuseum Frankfurt (DAM) zur Verfügung gestellt. Dort wurde sie im Rahmen der von Oliver Elser kuratierten Ausstellung „Protest/Architektur. Barrikaden, Camps, Sekundenkleber“ erstmals ausgestellt. Es folgte 2024 die Station Wien beim Kooperationspartner MAK, dem Museum für angewandte Kunst. Teile der Ausstellung waren danach in der Schweiz und bis März 2025 in der Ukraine zu sehen. Rebellion goes art: Die Protestgruppe „Waldkollektiv“ zählt nun zu den Teilnehmern der Architekturbiennale und hat ihr Werk dort auch selbst installiert. (db, 8.5.25)
Venedig, Baumhausbrücke aus dem Hambacher Forst (Bild: Oliver Elser)
