Ein absolut verdienter Preisträger: Die Goldene Abrissbirne des Deutschen Verbandes für Kunstgeschichte e. V. wird in diesem Jahr an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) verliehen, und zwar für den im vergangenen Winter vollzogenen Abriss des sogenannten Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld bei Berlin. Das Gebäude für die Sonderabfertigung für Generale und Persönlichkeiten der Politik und Wirtschaft sowie für Staatsgäste der DDR entstand 1948–1949 nach Plänen des Architekten Max Schmidt. In seiner anspruchsvollen Fassadengestaltung und der qualitätvollen, bis zuletzt erhaltenen Innenausstattung, war es ein herausragendes Beispiel für die repräsentative sowjetisch geprägte Nachkriegsarchitektur Ostdeutschlands. Seit 1995 stand es unter Denkmalschutz. Im Juli 2023 wurde es in die Rote Liste des Deutschen Verbandes für Kunstgeschichte aufgenommen. Ziel der Aufnahme war es, die zahlreichen amtlichen und ehrenamtlichen Initiativen zur Rettung des Objektes zu unterstützen. Trotz des Appells von Verbänden, Politikern, Fachleuten und Anwohnern (darunter ICOMOS Deutschland, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der BDA, der Deutsche Verband für Kunstgeschichte, die Regierenden der Länder Berlin und Brandenburg), das Denkmal zu erhalten , beschloss die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümervertreterin des Bundes, das Gebäude abzutragen – obwohl das an seiner Stelle geplante Regierungsterminal des Flughafens nun gar nicht mehr gebaut wird. Nicht zuletzt die Unzugänglichkeit gegenüber denkmalfachlichen und historischen Argumenten hat den Deutschen Verband für Kunstgeschichte dazu bewogen, der BImA die Goldene Abrissbirne zu verleihen.
Stefanie Herold, Professorin am Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin resümiert in der Pressemitteilung zur Verleihung der Goldenen Abrissbirne: „Die Auszeichnung (…) können sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und die betreffenden Ressorts der Bundesregierung geschwisterlich teilen; derweil sich andere Akteurinnen und Akteure damit trösten können, dass Denkmalschutz in Deutschland eben nicht Bundes-, sondern Ländersache ist. Ganz offensichtlich.“ Auch moderneREGIONAL gratuliert – aber nicht von Herzen… Die Goldene Abrissbirne wurde 2020 vom Deutschen Verband für Kunstgeschichte erstmals verliehen. Sie geht an Eigentümer, die denkmalgeschützte Gebäude beseitigen, obwohl gute Argumente für deren Erhaltung und Weiternutzung vorliegen und obwohl sich eine mannigfaltige Öffentlichkeit für deren Erhaltung einsetzt. Auf dem Kongress für Kunstgeschichte im März 2024 in Erlangen wurde die Entscheidung den Negativpreis für die sinn- und rücksichtslose Zerstörung des Generalshotels zu verleihen, durch die Teilnehmer:innen im Berufsgruppenforum Denkmalpflege begrüßt. (db, 31.7.24)
Berlin/Schönefeld BER, Generalshotel 2023 (Bild: Martin Maleschka)