In Wien feierte man 1968 zum 50. Mal den Jahrestag der Gründung der Republik Österreich. Die Stadt beschenkte sich selbst mit einem Architekturwettbewerb, der an die große sozialpolitische Tradition der Metropole anknüpfte. Das Ergebnis war die Stadt des Kindes, ein großangelegter Wohnkomplex nach Entwurf Anton Schweighofers, der sozialpädagogisch und architektonisch eine moderne Alternative zu den konventionellen Kinder- und Jugendheimen der Stadt aufzeigen sollte. Das Konzept konnte sich nicht durchsetzen: 2002 wurde die Stadt des Kindes geschlossen und großteils abgerissen. Eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien beleuchtet bis zum 28. Mai ihre kurze Geschichte.
Statt in einem geschlossenen Heim sollten die Bewohner der Stadt des Kindes in familienähnlichen Wohngruppen leben und in die stätische Gesellschaft integriert werden. Auf den ca. 48.000 Quadratmetern des Komplexes standen Freizeiteinrichtungen wie Hallenbad, Turnsaal, Theater und Keramikwerkstatt zur Verfügung. Sie waren auch für die Bewohner des umgebenden Stadtteils zugänglich, so dass die Stadt des Kindes zum lokalen Zentrum avancierte. Im Jahr 2002 schloss die Stadt Wien sämtliche Heime, um die betreuten Kinder anonym und über die Stadt verteilt unterzubringen. Trotz ihres integrativen Ansatzes war auch die Stadt des Kindes von der Schließung betroffen. (jr, 24.4.18)