Die Fauna brachte Ende 2014 einen letzten Aufschub: Im Kesselhaus der Wilhelmshavener Südzentrale hatten sich Fledermäuse eingenistet, sodass die untere Naturschutzbehörde jegliche Bauaktivitäten am historischen Industriebau untersagte. Die geschützten Flatterer sind nun jedoch ausgezogen und die Bagger rückten an: Das gewaltige Jugendstil-Kraftwerksgebäude von 1908-15 wird seit Anfang August dem Erdboden gleichgemacht. Der jahrelange Kampf eines Vereins um den Erhalt der Stahlfachwerk-Hallen war vergebens. Auch ein Kaufangebot, ein offener Brief der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie die Tatsache, dass die Mehrheit der im Stadtparlament vertretenen Parteien den Erhalt des ehedem denkmalgeschützten Baus gerne gesehen hätten, hielten die Eigentümer nicht davon ab, tabula rasa zu machen.
Die Südzentrale war einst das Kraftwerk der Kaiserlichen Marinewerft und blieb in Diensten der Stadt Wilhelmshaven bis 1993 in Betrieb. Nach mehrmaligem Verkauf wurde das Gebäude fast 20 Jahre lang Witterung und Vandalismus überlassen. Dass dies wohl gezielt geschah, ließ sich zuletzt kaum noch verbergen. Immer wieder wurden 2013/14 zerstörerische “Sicherungsmaßnahmen” durchgeführt. Der mutmaßlich ertrotzte Abriss dürfte die Debatte um den Sinn des Denkmalschutzes wieder einmal aufwerfen – das fatale Signal eines Ereignisses, das nur einen Sieger und etliche Verlierer zurücklässt … (db, 8.8.15)