“Kind, sowas habe ich letztes Jahr in den Sperrmüll gestellt!” Wenn Sätze dieser Art fallen, ist eine Stilepoche auf dem besten Weg zum Klassiker. In Wien kann man diese Wende nun am Objekt nachvollziehen: Im dortigen Architekturzentrum (Museumsplatz 1, Halle F3) geht es unter dem verheißungsvollen Titel “Wiens unbekanntes Juwel” mit Christoph Panzer auf fotografische Reise in die 1970er Jahre.
Alles dreht sich um die Wohnung des aus Kroatien stammenden Dirigenten Berislav Klobučar (1924–2014). Bei einem Engagement traf er in Buenos Aires auf eine Gruppe kreativer Exilösterreicher, darunter auch die Architektenbrüder Walter und Hermann Loos. Begeistert von den Wohnungseinrichtungen des jüngeren Hermann, beauftragte ihn Klobučar mit der Gestaltung seiner Wiener Wohnung. Unbemerkt von der Öffentlichkeit entstand so Anfang der 1970er Jahre eine der elegantesten und originellsten Wohnungseinrichtungen der Stadt. Das Juwel ist in einem singulären Originalzustand verblieben. Schon damals, im grauen Wien der Nachkriegszeit, war dieses „sensationell kosmopolitische“ Interieur auf 200 Quadratmern einzigartig. Am 9. November wird um 19 Uhr die Vernissage begangen, im Anschluss ist die Ausstellung im Rahmen des Programms “Eyes on – Monat der Fotografie Wien” noch bis zum 4. Dezember 2016 zu sehen. (kb, 24.10.16)