Eine Küche zu erfinden, klingt für eine Frau nicht wirklich nach Emanzipation. Aber in diesem Fall, im Fall von Margarete Schütte-Lihotzky, lag schon ein wenig Revolution in der Gestaltung der sog. Frankfurter Küche, gilt die zeit-, kraft- und raumsparende Konstruktion doch als Urmutter der heutigen Einbauküche. Nach dem Architekturstudium in ihrer Heimatstadt Wien hatte sich Lihotzky (später Schütte-Lihotzky) über Projekte in der Schrebergarten- und Siedlerbewegung den reformerischen Baukonzepten angenähert. Unter Ernst May kam sie in den 1920er Jahren nach Frankfurt, wo sie durchdachte Wohn- und Einrichtungsmodule wie die Frankfurter Küche entwickelte.
In den 1930er Jahren führte ihr Weg u. a. über die Sowjetunion und die Türkei zurück nach Österreich, wo sie unter der NS-Regierung inhaftiert wurde. Nach dem Krieg wirkte Schütte-Lihotzky von Österreich aus weiter als Architektin, immer bemüht um ein soziales Profil ihrer Arbeiten. In den letzten Jahrzehnten wurde das Werk der Vorreiterin, die 2000 im Alter von 102 Jahren verstarb, neu gewürdigt. Heute hätte sie ihren 122. Geburtstag gefeiert. Und dies ist im Bauhaus-Jubeljahr, in dem auch die Ansätze des Neuen Bauens wiederentdeckt werden, allemal ein Grund zum Feiern. (kb, 24.1.19)
oben: Margarete Schütte-Lihotzky (Bild: Brandstätter Verlag/wikipedia), unten: Frankfurter Küche (eines der Originale ist heute im Frankfurter Ernst-May-Haus zu bestaunen) (Bild: pd)