Bevor die evangelische Kirche in Gießen-Vetzberg errichtet werden konnte, musste ihre Größe mit einem 1:1-Holzmodell simuliert werden. Denn als Standort für die neue Predigtstätte hatte man sich den inzwischen stillgelegten Friedhof ausgesucht. Und hier wollte die Denkmalpflege sicher gehen, dass das Bauvorhaben den historischen Charakter nicht beeinträchtigen würde. Schon in der Planung war man ungewöhnliche Wege gegangen. Für den Entwurf hatten die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und die Otto-Bartning-Stiftung einen Wettbewerb ausgelobt: In der Tradition der Bartning-Notkirchen suchte man Gemeindehaustypen, die sich seriell an unterschiedlichen Orten umsetzen ließen. Die späteren Darmstädter Architekten Rolf Hempelt und Manfred Bernhardt konnten das Rennen für sich entscheiden konnten – und fügten ihre Einzelentwürfe schließlich zu einem gemeinsamen Gesamtkonzept zusammen. Am Ende waren Gemeinde und Denkmalpflege gleichermaßen von diesem experimentellen Vorhaben überzeugt.

Vor dem Neubau musste die Gemeinde in Vetzberg die Schule für Gottesdienste nutzen. Nun stand ihr ein flexibel bestuhlter Raum zur Verfügung, den man mit einer Schiebewand zum Foyer hin vergrößern konnte. Dafür wurden die Wände von der Skelettkonstruktion getrennt, damit hätte man den Innenausbau an unterschiedlichen Orten auf die jeweiligen Bedürfnisse anpassen können. Streng genommen steht der 30. Geburtstag erst in einigen Monaten an, denn die Einweihung wurde damals 1992 begangen. Doch in diesem Jahr feiert die Gemeinde “50 Jahre Biebertal” – und rückt damit gleich auch die Vetzberger Kirche (1992) ins Rampenlicht. Aus den Plänen, mit der experimentellen Kleinkirche in Serien zu gehen, wurde nichts – was aus der Vetzberger Predigtstätte heute ein qualitätvolles Einzelstück macht, das seinerzeit mit der Simon-de-la-Ruy-Plakette des BDA ausgezeichnet wurde. (kb, 17.3.21)

Gießen-Vetzberg, Ev. Kirche (Bild: GF Third Life, CC BY SA 3.0, 2016)

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