Wer Schweden und Umzug in einem Atemzug hört, denkt meistens an den blau-gelben Möbelhausgiganten. Die Einwohner der nördlichsten Stadt des Landes, Kiruna haben wohl weniger farbenfrohe Assoziationen. Dort geht es ums Schwarze, genauer gesagt um das Erz das sich unter der 20.000 Einwohnergemeinde befindet. Da man genau unter dem Zentrum Kirunas große Vorräte des wertvollen Rohstoffs vermutete, wurde vor 15 Jahren der „Umzug“ der kompletten Stadt beschlossen. Die Erzförderung würde das Bewohnen durch Bergschäden unmöglich machen. Doch bisher regte sich wenig Widerstand gegen die Umsiedlung, immerhin verdankt der Ort seine Existenz den Erzvorkommen und das staatliche Bergbauunternehmen LKAB ist mit Abstand der größte Arbeitgeber.
Stück für Stück verschwindet das Gewohnte. Das Rathaus aus den 1960er Jahren musste schon weichen. Demnächst wird auch die 1912 eingeweihte Holzkirche auseinandergenommen und an anderer Stelle wiederaufgebaut. Sie gilt als Wahrzeichen und hat es bereits auf schwedische Briefmarken geschafft. Dass die Einwohner doch nicht ganz ohne Wehmut weiterziehen, zeigt der Wunsch, selbst die Friedhofsbäume samt Wurzeln umsetzen zu lassen. Zumal nach neuesten Untersuchungen doch nicht soviel Erz unter Kiruna vorhanden ist, wie anfänglich angenommen. Wäre die „Stadterneuerung“ also zu verhindern gewesen? Der Konzernchef erteilt diesem Gedanken eine Absage: Der Prozess laufe bereits. (jm, 15.7.19)
Kiruna (Bild: Bengt A./Riksantikvarieämbetet, CC BY 2.5, 2006)