“Los Angeles ist die umfangreichste urbane und architektonische Fehlkonstruktion, die sich die Moderne je geleistet hat”. In seinem neuen Buch “Endzeitmoderne” jagt Wolfgang Koelbl (TU Wien) sprachlich von Höhepunkt zu Höhepunkt. Wo die europäische Stadt in moderierten Kompromissen ersticke und ihre Ziele immer wieder in eine erhoffte Zukunft projiziere, bleibe L. A. durch “postmoderne Konfliktbaustellen” energiegeladen: Hier werde die Gegenwart gelebt, auch wenn es nicht immer schön anzuschauen ist.

Mit treffenden Fotografien der urbanen Tristesse reiht Koelbl verschiedene Zwischenorte aneinander und fasst sie in beschreibende Worte. Die Moderne ist hier, so seine Kernthese, in ihrer Endzeit angekommen. Und gerade darin entfalte sie ihre Kernkompetenz. In Los Angeles suche man nicht die kollektive Utopie, sondern nutze die Kraft des Individuums. In dieser Erkenntnis wird die Moderne für Koelbl ent-historisiert. Sie ist für ihn keine Entwicklung mit Anfang und Ende, sondern eher eine Wellenbewegung. Und darin liege auch die große Hoffnung der “Endzeitmoderne”, wie er sie in Los Angeles aufgezeigt hat. “Wer die finale Erschöpfung überwunden hat, der beginnt mit der Moderne einfach wieder von vorne. Bis es nicht mehr geht.” (kb, 24.12.20)

Koelbl, Wolfgang, Los Angeles. Endzeitmoderne, Jovis Verlag, Berlin 2020, Broschur, 17 × 24 cm, 608 Seiten, 80 Farbabbildungen, ISBN 978-3-86859-639-7.


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