“Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael!” empörte sich Nina Hagen 1974 in ihrem gleichnamigen Hit. Doch Micha war offenbar nicht der einzige DDR-Bürger, dem das passierte: Historische Farbfotos aus dem Arbeiter- und Bauernstaat sind rar, gerade aus den ersten Jahren. Hier dominieren triste schwarz-weiß Aufnahmen, die ostdeutsche Städte in dauergrau verblassen lassen. Eine Ausstellung in Erfurt wirft nun einen anderen Blick auf die DDR-Vergangenheit der Thüringischen Landeshauptstadt. “Erfurt in Farbe – II. Teil. Die 1970er und 1980er Jahre” versammelt im Stadtmuseum historische Amateurfotos in Farbe. In den letzten Monaten beleuchtete eine Vorgängerausstellung bereits die 1950er und 1960er Jahre.
Beide Ausstellungen beruhen auf einem Zufallsfund im Archiv des Stadtmuseums. Kurator Frank Palmowski stieß hier auf einen ungeordneten Fundus von rund 3.500 Dias, die die Nachkriegszeit in Erfurt farbig illustrieren. Sie bildeten nicht nur die Grundlage der beiden Ausstellungen im Stadtmuseum, sondern auch für zwei begleitende Bildbände. Die Ausstellung ist bis zum 2. April 2017 zu sehen. (jr, 4.12.16)