Die Natur galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vielen Architekten, Bauingenieuren und Städtebauern als fortschrittsfreie Zone, die es zu unterwerfen galt. Das reichte bis hin zu so wahnwitzigen Plänen wie dem Atlantropa-Projekt, das eine teilweise Trockenlegung des Mittelmeeres vorsah. Auch für die forcierte Industrialisierung der UdSSR in den 1930er Jahren war die Zähmung der widerspenstigen natürlichen Umwelt ein Leitmotiv. Sie hinterließ im gesamten Land ein vielfältiges bauliches Erbe. Ein Vortrag von Thomas Flierl macht dies am Beispiel des Dnepr-Staudamms der ukrainischen Industriestadt Zaporož’e deutlich.
Der Staudamm und das zugehörigen Wasserkraftwerk wurde in den Jahren 1927 bis 1932 erbaut und stellten die energetische Basis für die Industrialisierung der Ost-Ukraine dar. Das Wasserkraftwerk und die zeitgleich errichtete Wohnstadt für Zaporož’e gehörten zu den Großprojekten des ersten Fünfjahrplans und entstanden unter der Federführung des sowjetischen Konstruktivisten Viktor Vesnin (1882–1950). Der Vortrag “>Der gefesselte Dnepr< oder >Der sozialistische Angriff auf die Natur<” findet am 20. Juli 2018 um 19 Uhr im Berliner Max-Lingner-Haus (Beatrice-Zweig-Straße 2, 13156 Berlin) statt. (jr, 19.6.18)