Der „Boulevard“ im zentralen Bereich Universität Bremen ist ein Fest für Liebhaber:innen des Brutalismus. Die Grundsteinlegung für die ab 1961 geplante Lehr- und Forschungsanstalt erfolgte 1968 durch Studenten und Schüler scherzhaft unter dem Namen „Marx- & Moritz-Universität“ –orientiert am Namen des damaligen Bildungssenators Moritz Thape. Die Generalplanung für den Bau der 1971 offiziell gegründeten Universität erfolgte durch das Universitätsbauamt Bremen (UBA) unter der Leitung des Architekten Otto Freese. Durch einen nationalen Wettbewerb konnten die gesamtplanerischen, städtebaulichen Vorstellungen erreicht werden. Gebaut wurde der Campus in mehreren Abschnitten ab den späten 1970er Jahren, zu ihm zählen der Gebäudeblock GW2 (1974), die Staats- und Universitätsbibliothek (1974/75) und das Hörsaalgebäude (1989), Spitzname „Keksdose“.
Das Bremer Landesamt für Denkmalpflege möchte nun das Gebäudeensemble auf dem Campus unter Schutz stellen. Der kommissarische Leiter Uwe Schwartz bestätigt dies auf Anfrage dem Portal buten un binnen: Das entsprechende Gutachten sieht die Gebäude als Musterbeispiel brutalistischer Architektur, hebt den in seinen Oberfächen noch weitgehenden unverfälschten Beton hervor. Mit der Rektorin der Bremer Universität, Jutta Günther, habe man bereits gesprochen. Erwartungsgemäß sieht man dort die Unterschutzstellung kritisch. Uni-Sprecherin Kristina Logemann erklärte, dass bei einer Unterschutzstellung zu befürchten sei, dass Sanierungen nicht in dem Maße wie aktuell geplant durchgeführt werden könnten und die Vorgaben des Denkmalschutzes die Kosten erheblich steigern. Auf die Problematik habe die Universität auch in einer Vorlage zum Zustand bremischer Hochschulgebäude hingewiesen, die jüngst im Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft erörtert wurde. Das klingt nach spannenden Verhandlungen. (db, 4.7.25)
Bremen, Staats- und Universitätsbibliothek um 1975 (Bild: Roland Kutzki, CC BY-SA 3.0)
