Ach, selig waren die Zeiten, in denen das Bauen noch etwas kosten und vor allem etwas darstellen durfte! 9/11 gilt zwar auch als Wendepunkt der Architektur – weg von Farbigkeit und Detailfreude, hin zu Naturstein und ernstem Raster – doch auch in den Jahren nach 2001 wurde noch opulent, kreativ und auch ein wenig hedonistisch gebaut. Die letzten Reste der Postmoderne wurden ad acta gelegt. Auch in Frankfurt gönnten sich die Bauherr:innen in den Nullerjahren noch international bekannte Baumeister wie David Chipperfield, Richard Rogers, Nicholas Grimshaw, Richard Rogers, Constantini/Regembal. Auch Hans Kollhoff, Helga Timmermann sowie Jourdan & Müller PAS zählen zu den Architekt:innen, deren Werke im neuen Frankfurt-Architekturführer von Wilhelm Opatz mit ihren Werken auftauchen. „Frankfurt 00-09“ ist der sechste Band seiner Reihe, die – beginnend mit den 1950ern – bemerkenswerte Bauten eines Jahrzehnts in ausgewählten Essays vorstellt.
Das Ganze funktioniert dabei ohne klassische Architekturfotografie – es reichen auch mal eine Mauer im Gebüsch, ein Giebel, eine Holzwand oder (Gipfel der Konsequenz) über mehrere Seiten eine Stein-Oberfläche zum Illustrieren der Beiträge. Und zwar mit voller Absicht: Wilhelm Opatz ist Grafikdesigner, jeder der im Junius Verlag erschienenen sechs Bände ein eigenes kleines Kunstwerk. Gemeinsam mit den Freunden Frankfurts e.V. ist er Herausgeber; Michael Kummer, ehemaliger Leiter der Bauaufsicht, hat das Vorwort geschrieben. Das Begleitwort stammt vom amtierenden Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef. Die Bilder stammen in erster Linie von Georg Dörr, doch auch weitere Fotografen wie Ursula Edelmann und Moritz Bernoully finden sich hier. Zu den Autoren zählen unter anderem Oliver Elser, Silke Hohmann, Adrian Seib und Daniel Bartetzko. Womit auch ein Kreis geschlossen wäre: Das Vorwort zum ersten, 2014 erschienenen Band „Frankfurt 50-59“ hat Dieter Bartetzko geschrieben. Heavenly Greetings! (db, 8.11.24)
Wilhelm Opatz – Frankfurt 2000-2009 (Bild: Daniel Bartetzko)
