Das Erbe großer Architekten wird an ihren Bauten festgemacht. Damit geht natürlich die Gefahr einher, dass die Erinnerung an die Persönlichkeit hinter den Projektenen eher in Fachkreisen gepflegt wird. Sieht man von wie Superstars wie Mies van der Rohe, Oscar Niemeyer oder Zaha Hadid ab, trifft dies vor allem die Baumeister der Nachkriegsära. Für einen unter ihnen könnte das Dasein im Schatten des Werks bald ein Ende haben: Der österreichische Architekt Karl Schwanzer (1918-75) kehrt nun als Comic-Figur (!) zurück (okay, heute sagt man “Graphic Novel”, aber meint das Gleiche). Gezeichnet hat ihn der Wiener Trickfilmer und Illustrator Benjamin Swiczinsky – auf initiative von Karl Schwanzers Sohn, Martin Schwanzer, der selbst als Architekt und Immobilienentwickler wirkt. Ursprünglich plante der sogar einen ganzen Zeichentrickfilm über seinen Vater, doch das drohende Millionenbudget schreckte ihn ab.
Der Wiener Karl Schwanzer schuf in seiner Geburtsstadt Wien insbesondere in den 1960ern etliche ikonische Bauten, darunter das Philips Haus (1964) und das 20er Haus im Schweizergarten (1964). In Deutschland zeichnet er verantwortlich für die Münchener BMW-Verwaltungsbauten (1973). An der TH Darmstadt wirkte er auch als Gastprofessor, ebenso an der Universität Riad. Im Buch kann man nun die mannigfaltigen Stationen des Umtriebigen Künstlers nachverfolgen, zudem bietet es einen inblick in eine durchaus getriebene Künstlerseele – auf die auch der Titel bereits schließenlässt: “Schwanzer. Architekt aus Leidenschaft”. (db, 10.4.19)