Die Süddeutsche nennt ihn einen “Raumdenker”, die Welt betrauert den Tod des “Küchenvisionärs”. Rein technisch wäre Gerd Bulthaup wohl als Möbelfabrikant zu benennen, aber diese Schublade würde ihm in keiner Weise gerecht. 1978 übernahm er den Betrieb seines Vaters, der selbst 1949 mit einem Sägewerk begonnen hatte. Gerd Bulthaup verlagerte das Unternehmen nach Aich/Bodenkirchen und modernisierte das Programm. Geistiger “Ziehvater”, wie er es selbst bezeichnete, war ihm dabei Otl Aicher, Mitbegründer der stilprägenden Hochschule für Gestaltung in Ulm.
Aicher überarbeitete zunächst die Corporate Identity des Unternehmens, später entwarf er selbst ganze Küchensystemen. Mit dieser Gestalt-Wende rückte die Bulthaup-Küche als minimalistisches Designobjekt in den Mittelpunkt des Raums. Entwicklungen wie die Küchenwerkbank lösten die einzelnen Funktionsbereiche von der Wand und ermöglichten so schon während der Essenszubereitung eine neue Form von Gemeinschaft. Gerd Bulthaup war 2002/03 aus der aktiven Geschäftsführung ausgeschieden, hatte das Unternehmen aber weiter im Hintergrund begleitet. 2014 erhielt er vom Rat für Formgebung den German Design Award (Kategorie Personality). Am 1. August 2019 verstarb er im Alter von 75 Jahren. (kb, 8.8.19)
Küchenwerkbank (Bulthaup, System 20, 1988) (Bild: Bulthaup GmbH & Co. KG, CC BY SA 3.0)