Die Kultur öffnet zaghaft wieder, und das wäre doch ein Grund, mal ein Freilichtmusum zu besuchen – etwa das Freilichtmuseum Molfsee nahe Kiel. Es wartet seit März mit einer (nicht nur) deutsch-deutschen Sonderausstellung auf: “Auf den Spuren des Kalten Kriegs” heißt die Schau, die sich fünf Jahrzehnten des lange Zeit unversöhnlichen Gegenübers der politischen Systeme widmet: Die Gegenpole hießen Kommunismus und Kapitalismus, Osten und Westen. Sie lieferten sich einen Wettlauf, bei dem es auch im Kleinsten immer um alles ging. Im Hintergrund lauerten gigantische Lager an Atomwaffen, die das Leben auf der Erde mehrfach hätten auslöschen können. Dabei bleibt die atomare Bedrohung in der Bevölkerung lange Zeit eher abstraktes Hintergrundrauschen als Alltag. Im Westen etwa rückte nach den Ostermärschen der 1960er erst wieder die erstarkende Friedensbewegung der 1980er dieses Thema ins Bewusstsein – und die Angst war wieder Gegenwärtig. Kurz darauf zerbrach der Warschauer Pakt und der Kalte Krieg war zuende. Doch was ist von dieser Ära geblieben, und wie wollen wir uns an sie erinnern?

Ein nachgestellter Atombunker, TV-Sequenzen von Paraden mit Atomraketen in Moskau, Nena, die 99 Luftballons singt und auch (stark sein!) David Hasselhoff, der beim Fall der Berliner Mauer “Looking for Freedom” schmettert. Dazu inszenierungen von Schlagbäumen, roten Telefonen und bürgerlichen Wohnzimmern: Die Ost-West-Konfrontation und auch der Wettbewerb der Systeme werden im Museum präsentiert. Aufrüstung, Kuba-Krise, die Kriege in Korea, Vietnam und Afghanistan, der wechselseitige Boykott Olympischer Spiele – von Geplänkel bis zu humanitären Katastrophen konnte alles geschehen. Nicht umsonst entwirft die Ausstellung auch Szenarien, wie sich das Leben im Bunker nach einem Atomkrieg abgespielt haben könnte. Dieser Blick auf das vielbeschworene Gleichgewicht des Schreckens ist zugleich die Premierenausstellung im neuen “Jahr100Haus” des Museums, das 2017-2020 von ppp Architekten errichtet wurde. (db, 24.5.21)

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